Neue Medizinhochschule

Brandenburg bildet bald selbst Ärzte aus

Ab Sommer 2015 steigt Brandenburg in die Ausbildung von Ärzten ein. Die staatliche Anerkennung für die private Medizinhochschule Brandenburg ist geregelt. Kritik an dem Konzept kommt vom Medizinischen Fakultätentag.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Junge Ärzte im Land halten - das soll die Medizinische Hochschule Brandenburg schaffen.

Junge Ärzte im Land halten - das soll die Medizinische Hochschule Brandenburg schaffen.

© mmphoto/Fotolia.com

POTSDAM / NEURUPPIN. Startschuss für eine neue private Medizinhochschule: Das Landeswissenschaftsministerium hat die "Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB)" staatlich anerkannt. Das gab Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos für SPD) am Dienstag bekannt.

"Mit dem Konzept der MHB besteht die Möglichkeit, die ärztliche Versorgung in Brandenburg langfristig abzusichern", sagte Kunst. Sie erwartet, dass sich die Absolventen nach dem über sechsjährigem Medizinstudium entschließen, in Brandenburg als Ärzte zu arbeiten.

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Landesgesundheitsministerin Anita Tack (Linke) sehen die Privatuni als einen Mosaikstein gegen den Ärztemangel.

Der Fraktionschef der oppositionellen CDU, der Arzt Michael Schierack, begrüßte die Anerkennung ebenfalls. Er hatte der Landesregierung in dieser Sache mehrfach mangelndes Engagement vorgeworfen.

Hocherfreut zeigt sich die brandenburgische Ärzteschaft. "Wir sind unendlich froh darüber, dass endlich auch die Entscheidungsgremien in Politik und Wissenschaftsrat die Sinnhaftigkeit einer speziellen Medizinerausbildung in Brandenburg anerkannt haben", so der Vorsitzende der KV Brandenburg (KVBB) Dr. Hans-Joachim Helming.

Landesärztekammerpräsident Dr. Udo Wolter sagte: "Wir brauchen mehr Absolventen der Humanmedizin für das Land Brandenburg und deutschlandweit."

Er verwies darauf, dass die private Hochschule auch eine Gelegenheit sei, Privatdozenten und Professoren auf Chefarztstellen in Brandenburg die Möglichkeit zu Lehre und wissenschaftlicher Arbeit zu bieten.

Kritik vom MFT

Kritisch bewertet dagegen der Medizinische Fakultätentag (MFT) private Medizinhochschulen. "Es ist außerordentlich wichtig, dass wir eine einheitliche Qualität der Ärzteausbildung haben", sagte MFT-Präsident Professor Heyo Kroemer der "Ärzte Zeitung".

Dafür müssten die Bundesländer sorgen, so Kroemer. Er kritisiert, dass private Medizinhochschulen meist keine Forschung vorhalten und Professoren nicht in einem ordentlichen Verfahren berufen würden.

Die Initiative "Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane" (MHB) ist ein Gemeinschaftsprojekt der Ruppiner Kliniken in Neuruppin und des Städtischen Klinikums Brandenburg in der Stadt Brandenburg an der Havel. An der Ausbildung im Brandenburger Modellstudiengang Medizin sollen knapp 40 weitere Kliniken und 30 Lehrpraxen mitwirken.

Die private Medizinerausbildung soll im Sommersemester 2015 mit 45 Plätzen starten. Bewerber müssen kein Einser-Abitur mitbringen, aber Interesse am Arztberuf und an einer Tätigkeit in Brandenburg.

"Wir glauben nicht, dass ein Arzt einen Notendurchschnitt von 1,0 braucht", sagte Professor Dieter Nürnberg von den Ruppiner Kliniken, einer der Initiatoren der Privathochschule.

Die ersten Studenten will die MHB aber schon in diesem Herbst begrüßen. Startklar ist der Bachelor-Studiengang Psychologie mit 42 Plätzen. Der Masterstudiengang Klinische Psychologie und Psychotherapie mit nochmals 42 Plätzen pro Jahr soll im Sommersemester 2015 folgen.

Die MBH muss sich selbst finanzieren. Vom Land Brandenburg erhält sie kein Geld. Die Mediziner-Ausbildung kostet nach Angaben der MHB rund 115 000 Euro pro Student. Etwa 80 000 Euro tragen die kooperierenden Krankenhäuser über Darlehen an die Studenten bei.

Verpflichten sich die Studenten dazu, eine fünfjährige Facharztausbildung an einer der Kliniken anzuschließen, wird ihnen das Darlehen erlassen. Rund 7000 Euro pro Jahr müssen sie jedoch in jedem Fall selbst tragen.

Mehr zum Thema

Kommentar zum Umgang mit aggressiven Patienten in Frankreich

Klima der Gewalt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen