Albtraum am Airport

Gewappnet für den Ausnahmezustand

Ein hoch ansteckender Patient in einem voll besetzten Flugzeug: Für die Gesundheitsexperten des Frankfurter Flughafens ist das ein Albtraum - auf den sie jedoch gut vorbereitet sind. Ein Besuch des Gesundheitsministers in der Rettungswache.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Gesundheitsminister Hermann Gröhe und sein hessischer Amtskollege Stefan Grüttner im Isolationsfahrzeug.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe und sein hessischer Amtskollege Stefan Grüttner im Isolationsfahrzeug.

© Jana Kötter

FRANKFURT/MAIN. Die Sirenen heulen auf, zwei Sanitäter eilen mit schnellen Schritten durch die Wache. "Flughafenfeuerwehr Frankfurt am Main" steht auf dem Rettungswagen, der da auch schon über das Rollfeld zum Einsatz braust. Dass Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) gerade zu Besuch ist, interessiert die Sanitäter in diesem Moment nicht.

Denn während der Minister am Frankfurter Flughafen seine dreitägige Sommerreise quer durch die Republik (die "Ärzte Zeitung" berichtete) beendet, könnte im Terminal ein kardiovaskulärer Notfall Hilfe benötigen. "Oder eine Herz-Kreislauf-Schwäche aufgrund von Flugangst oder ein Fehlalarm - so genau weiß man das bei uns nie", erzählt Fraport-Sprecher Christopher Holschier.

In den vergangenen Jahren haben den internationalen Flughäfen jedoch andere, gravierendere Fälle Sorgen bereitet: SARS, Schweinegrippe und nicht zuletzt die Ebola-Epidemie haben das Bewusstsein dafür geschaffen, wie wichtig an großen Flughäfen die Infektionsabwehr ist.

"Die größte vorstellbare Herausforderung für uns ist ein entsprechend infizierter Passagier in einer vollbesetzten Großraummaschine auf einem Langstreckenflug nach Frankfurt", berichtet Professor René Gottschalk, Leiter des Gesundheitsamtes Frankfurt, dem Minister.

Sofort greift dann die "Frankfurter Ampel": Der potenziell infizierte Passagier wird - mit einem Klebepunkt oder elektronisch - als "rot" markiert und in einem Isolationsfahrzeug in die Sonderisolierstation der Uniklinik gefahren, erklärt Dr. Walter Gaber, Fraport-Bevollmächtigter für medizinische Themen. Alle Personen, die Kontakt mit dem Erkrankten hatten, erhalten einen gelben Klebepunkt und so lange medizinische Beobachtung, bis eine mögliche Diagnose vorliegt. Alle anderen Passagiere der Maschine werden "grün" markiert. Sie werden ärztlich aufgeklärt, können ihre Reise aber fortsetzen.

Zwei Millionen Euro kostet die Vorhaltung des Sanitätsflughafens im Jahr. Doch gerade die erfolgreiche Versorgung und Weiterleitung von Ebola-Patienten habe - neben den täglichen Notfällen - gezeigt, wie wichtig die Einrichtung sei, betonte Gröhe bei seinem Besuch.

Die Notfall-Gesundheitsversorgung am Frankfurter Flughafen ist in einer Kooperation von Fraport, des Gesundheitsamts der Stadt und des Kompetenzzentrums für hochpathogene Infektionserreger organisiert. "Wir haben einen viel höheren Sicherheitsstandard als etwa in den USA", erklärt Gottschalk. Dass sich in Frankfurt nach der Ankunft eines Patienten noch nie eine Infektion weiterverbreitet hat, darauf ist er stolz. "Wir geben unser Wissen daher regelmäßig in Publikationen weiter."

Doch während die Expertise am Flughafen groß ist, beobachtet RKI-Vizepräsident Dr. Lars Schaade die Peripherie des weltweit elftgrößten Flughafens mit Sorge. "Viele Ärzte setzen sich mit dem Thema hochpathogene Erreger zu wenig auseinander", beobachtet er. Mittlerweile gebe es spezielle Fortbildungsprogramme für Ärzte im ÖGD, für niedergelassene aber kaum. Hier sieht Schaade Nachholbedarf: "Das gehört in den Schulungskatalog."

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