Wo lernen Kinder richtig Essen?

Schulessen hält Qualitätsstandards nicht ein

Junge Menschen ernähren sich nicht immer gesund. Die Schulminister der Länder ducken sich weg.

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BERLIN. Gesundes Kita- und Schulessen spielt in den Kultusbehörden der Länder eine untergeordnete Rolle. Lediglich im Saarland und in Berlin sind bislang die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung umgesetzt. Das hat eine Abfrage der Deutschen Allianz für Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) ergeben.

Bei der Vorstellung der Ergebnisse am Freitag in Berlin forderte die frühere Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne), der Bund solle beim Ausbau der Schulmensen die Kulturhoheit der Länder brechen dürfen. Die Ernährung der Kinder und Jugendlichen sei eine der "zentralen sozialen Fragen", sagte sie.

Die gesundheitlichen Folgen von Fehlernährung in jungen Jahren sind immens: Jeder sechste Jugendliche wiegt zuviel. Die Betroffenen entwickelten früh einen Diabetes Typ 2 und in der Folge Herz-Kreislauf-Krankheiten, sagte Professor Hans Hauner vom Kompetenznetzwerk Adipositas. Übergewicht und Diabetes Typ 2 gehörten zusammen, bestätigte Professor Rüdiger Landgraf von der Deutschen Diabetes Stiftung.

Nur Bruchteil hält sich an Qualität

Es müsse viel mehr Geld in die Gesundheitsprävention fließen. Die Primärprävention von Adipositas und Diabetes sei keine ausschließlich medizinische, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Einer aktuellen Studie zufolge betragen die gesamtgesellschaftlichen Kosten von Diabetes mehr als 20 Milliarden Euro im Jahr.

Rund 5,5 Millionen Kinder und Jugendliche werden nach Angaben von DANK-Vertretern ganztags betreut und unterrichtet, zwei Mahlzeiten inklusive. Nur 18 Prozent der rund 70.000 Schulen und Kitas hält sich dabei an Qualitätsstandards.

Nur ein Drittel der Einrichtungen kocht selbst, die übrigen lassen das Essen oft über weite Strecken anliefern. Fleisch und Wurst gibt es deutlich häufiger als Obst und Gemüse.

Positive Entwicklungen gibt es auch: In praktisch allen Ganztageseinrichtungen sind inzwischen Wasserspender installiert. Damit haben Kinder und Jugendliche Alternativen zur zuckerhaltigen Limonade. (af)

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