Angst um die Gesundheit
Nothilfe für Bagatellen
Viele haben es schon immer gewusst: Patienten, die mit Bagatellerkrankungen in die Klinikambulanz laufen und dort die Ressourcen binden, sind einfach zu bequem, um einen Termin beim Hausarzt zu vereinbaren. Außerdem haben sie überzogene Ansprüche an die Versorgungsqualität.
Alles nicht falsch, wie eine aktuelle Studie ergeben hat. Aber auch nicht ganz richtig. Denn einen wesentlichen Teil der Bagatellkranken – auch das zeigt die Studie – treibt nicht die Bequemlichkeit in die Klinik, sondern schiere Angst um die Gesundheit.
Obwohl die meisten dieser Patienten von niedergelassenen Ärzten betreut werden, fühlen sie sich akut im Krankenhaus besser aufgehoben.
Das mag man inakzeptabel finden. Bevor aber nach Sanktionen gerufen wird, sollte man sich die Zahlen aus einem OECD-Bericht von 2015 vor Augen führen. Danach entfallen pro Jahr auf 100 Bundesbürger 8,8 Besuche in der Notfallambulanz einer Klinik.
Damit liegt Deutschland an vorletzter Stelle von 21 untersuchten Staaten – der OECD-Durchschnitt liegt bei 30,8 Besuchen je 100 Einwohner.
Und selbst wenn die jährliche Steigerungsrate von fünf Prozent beachtlich ist: Das Problem der Versorgung von Bagatellen durch Klinikambulanzen scheint bei uns noch vergleichsweise überschaubar zu sein.