BMC-Kongress

Struktur bremst Innovationen in der Versorgung

Kann Deutschland von anderen Ländern lernen, um Sektorengrenzen zu überwinden? Auf der BMC-Tagung sah man das kritisch. Eine Hürde: der deutsche Föderalismus.

Veröffentlicht:

BERLIN. Neue Versorgungsmodelle scheitern im deutschen Gesundheitswesen insbesondere am Übergang zwischen ambulantem und stationärem Bereich. "Die Sektorengrenzen müssen weg" war daher die zentrale gesundheitspolitische Forderung von Professor Reinhard Hoffmann. Der ärztliche Direktor der BG Unfallklinik in Frankfurt am Main saß mit auf dem Podium bei der Eröffnung der BMC-Tagung in Berlin (die "Ärzte Zeitung" berichtete in ihrer App-Ausgabe).

Hoffmann zeigte sich fasziniert vom Vorbild Dänemark. Dort war 2007 umfassend in die Kliniklandschaft investiert worden. Es wurden Kliniken geschlossen und zusammengelegt. Entstanden sind hochmoderne Neubauten mit kluger Logistik, die neue Konzepte der Versorgung ermöglichen.

Nanna Skovgaard, Abteilungsleiterin im dänischen Gesundheitsministerium, hatte das "Superhospitalprogramm" zuvor auf der Tagung vorgestellt. Dass dies ein Vorbild für Deutschland sein könne, konnte Hoffmann in der Diskussionsrunde nicht glauben: "Die deutschen Krankenhäuser sind zwar reformbedürftig, doch es fehlt in unserer föderalen Struktur die zentrale Steuerung, die so eine Wende auf den Weg bringt."

Gassen: "Landschaft zu heterogen"

Ähnlich sah es KBV-Vorstandschef Andreas Gassen: "Die Landschaft in Deutschland ist zu heterogen. Eine große Bereinigung wie in Dänemark ist hier nicht möglich." Die "Abschottung der Finanzströme" zwischen dem ambulanten und dem stationären Bereich ist auch für den KBV-Chef das größte Hindernis, um neue Versorgungsmodelle zu etablieren.

Thomas Ballast, stellvertretender Vorsitzender der Techniker Krankenkasse, sah eher Chancen, vom US-Modell zur gesundheitlichen Versorgung der Kriegsveteranen zu lernen. Dr. Kathleen Frisbee, Direktorin der Abteilung Connected Care im Kriegsveteranenministerium, hatte in ihrem Beitrag dargestellt, wie die digitale Vernetzung medizinische Behandlungen über Distanzen hinweg erleichtert.

Telemedizin als Mehrwert

Konsultationen erfolgen per Video, Diagnosen werden über digital versendete Aufnahmen abgeklärt, Blutdruck-Werte mithilfe des Mobiltelefons übermittelt und im virtuellen Wartezimmer gibt der Patient bereits vor dem Arztbesuch wichtige Daten ein: Dass so die Patienten selbst Daten zu ihrem Gesundheitszustand generieren, begeisterte den TK-Vize: "Langfristig lassen sich darüber neue Informationen gewinnen, die wiederum für die Steuerung genutzt werden können."

Zur Eröffnung der Tagung hatte – wie berichtet – Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) an die Ärzte appelliert, die Chancen des Internets etwa in der Wissensvermittlung zu akzeptieren. (wer)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Lesetipps
Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Klinisch ist die Herausforderung bei der IgA-Nephropathie ihr variabler Verlauf. In den meisten Fällen macht sie keine großen Probleme. Bei einem Teil der Patienten verläuft sie chronisch aktiv, und einige wenige erleiden katastrophale Verläufe, die anderen, schweren Glomerulonephritiden nicht nachstehen.

© reineg / stock.adobe.com

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null