Krebsregister

Nordrhein sieht Chancen für Qualitätssicherung

Das nordrhein-westfälische Landeskrebsregister befindet sich im Aufbau. Experten erwarten weitreichende Erkenntnisse aus der Auswertung der Daten.

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Ärzte sind verpflichtet, dem Landeskrebsregister sämtliche Krebserkrankungen zu melden.

Ärzte sind verpflichtet, dem Landeskrebsregister sämtliche Krebserkrankungen zu melden.

© Tatiana Antonyuk

Ilse Schlingensiepen

Köln. Das Landeskrebsregister in Nordrhein-Westfalen kann künftig eine wichtige Rolle bei der Steigerung der Versorgungsqualität in der Onkologie spielen, erwartet Geschäftsführer Dr. Oliver Heidinger. "Über die Daten, die wir erhalten und auswerten, können wir zur Qualitätssicherung und zur partizipativen Entscheidungsfindung von Ärzten und Patienten beitragen", sagte Heidinger auf der MCC-Fachkonferenz "Onkologie 2017" in Köln.

Nordrhein-Westfalen hat sich für eine integrierte epidemiologisch-klinische Krebsregistrierung entschieden. Dafür wurde das seit Mitte 2005 aktive epidemiologische Krebsregister um die klinische Registrierung ergänzt. Das Landeskrebsregistergesetz ist am 1. April 2016 in Kraft getreten. "Wir sind im Aufbauprozess", sagte Heidinger.

Durch den integrierten Ansatz müssen die Melder ihre Daten nur an eine Meldestelle senden, erläuterte er. Die Ärzte sind verpflichtet, dem Landeskrebsregister sämtliche Krebserkrankungen zu melden, und zwar ausschließlich auf elektronischem Weg. Die Patienten werden über die Datenweitergabe informiert. Bislang sind rund 650.000 elektronische Meldungen eingegangen.

"Wir sind überzeugt, dass wir ein hohes Datenschutzniveau erreicht haben", betonte der Geschäftsführer. Das externe Trustcenter für das Register liegt bei der KV Westfalen-Lippe. "Es gibt keine Stelle im Register, an der medizinische und Identitätsdaten zentral im Klartext vorliegen."

Das Register will künftig den meldenden Einrichtungen ihre individuelle Qualität zurückspiegeln. Vorgesehen ist auch, dass mit den Daten Analysen zu den Einflussfaktoren für den Behandlungserfolg erstellt werden, berichtete er. Die Information der Patienten über das mögliche Outcome verschiedener Behandlungsalternativen trage zur partizipativen Entscheidungsfindung bei.

"Wir glauben, dass wir auch einen wichtigen Beitrag zu Forschung und Versorgungsforschung werden leisten können." Heidinger sieht einen riesigen Bedarf an Informationen darüber, was mit Patienten im Verlauf der Erkrankung passiert.

Um den meldenden Leistungserbringern eine Rückmeldung geben zu können, ist nach seinen Angaben als Ergänzung zur zentralen Datenerfassung der Aufbau von Qualitätssicherungs-Teams in einzelnen Regionen geplant. "Die Teams können mit den Einrichtungen in einen Dialog eintreten." Noch nicht geklärt ist, wie das Register bei Interesse auch Rückmeldung an Patienten geben kann.

Mit den gesetzlichen Grundlagen für die klinische Krebsregistrierung gebe es erstmals die Chance, Register strukturiert und mit einer stabilen Finanzierung aufzubauen, sagte Heidinger. "Ich glaube, das ist eine riesige Chance und eine Blaupause für andere medizinische Bereiche."

Auch der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft Dr. Johannes Bruns hält den Aufbau der Krebsregister für unbedingt notwendig. "Um ein Gesamtkonzept Onkologie zu vertreten, muss ich wissen, was in der Onkologie stattfindet", sagte er mit Blick auf den Nationalen Krebsplan. Mit den Krebsregistern lerne man erstmals kennen, wie die Versorgung tatsächlich aussieht.

65.000 Meldungen sind bislang auf elektronischem Weg ins Register eingegangen.

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