Drogentote

Fentanyl auf dem Vormarsch

Nach fünf Jahren Anstieg geht die Zahl der Drogentoten im Jahr 2017 leicht zurück. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung fordert Unterstützung für die Substitutionsärzte.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Heroin und Morphium sind nach wie vor Hauptursache des Drogentodes – häufig durch Überdosierung.

Heroin und Morphium sind nach wie vor Hauptursache des Drogentodes – häufig durch Überdosierung.

© Stas_V / Getty Images / iStoc

BERLIN. 2017 starben in Deutschland 1272 Menschen an den Folgen des Konsums illegaler Drogen. Damit ging die Zahl der Drogentoten erstmals nach fünf Jahren wieder leicht zurück.

2016 hatte die Opferzahl noch bei 1333 gelegen (siehe nachfolgende Grafik). Im Jahr 2000 waren noch mindestens 2030 Opfer zu beklagen gewesen.

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Heroin (707) und Morphium sind nach wie vor Hauptursache des Drogentodes. Fentanyl und Amphetamine fordern zunehmend mehr Opfer.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), sieht die Entwicklung als Bestätigung ihrer Arbeit in den vergangenen vier Jahren.

Bei der Vorstellung der Zahlen am Dienstag in Berlin forderte sie Länder und Kommunen auf, mehr Abgabestellen für die Substitution Opiatabhängiger zu schaffen und die Arbeit der Substitutionsärzte zu erleichtern.

Ruf nach frühen Interventionen

Drogentod-Bilanz

1272 Drogentote in 2017; 61 weniger als 2016.

Überdosierung bleibt konstant die Haupttodesursache (83 Prozent); Langzeitfolge (7 Prozent); Suizid (7 Prozent)

Heroin und Morphin ,nehmen zu, Substitutionsmittel als Todesursache nehmen ab; Fentanyl war in den vergangen Jahren bei zwischen sieben und 14 Prozent für eine Überdosierung verantwortlich.

Mortler plädierte zudem für frühe Interventionen, nicht erst, wenn "der Job, der Partner, die Familie weg ist". Sie prangerte an, dass Kommunen und Länder für die frühen Hilfen zu wenig Geld bereitstellten.

Erstmals liegt eine Analyse drogeninduzierter Todesfälle vor, die am Dienstag in Auszügen vorgestellt wurde. Professor Ludwig Kraus vom Institut für Therapieforschung (IFT) München hat mit seinem Team die Obduktionsergebnisse der Länder untersucht, um Rückschlüsse auf Todesursachen, Konsumverhalten und Substanzen ziehen zu können.

Die Todeszahlen seien nach wie vor eher weich, sagte Kraus. Grund: Rückschlüsse auf die Todesursache werden häufiger aus der Auffindesituation gezogen als aus toxikologischen Gutachten, die ausweislich der Untersuchung in den Jahren zwischen 2012 und 2016 nur in zwischen 35 und 43 Prozent aller Fälle angefertigt worden sind.

Das Durchschnittsalter der Opfer illegaler Substanzen hat sich mit der Zeit verändert. Waren die Toten des Jahres 1982 im Schnitt noch 26 Jahre alt gewesen, liegt das Alter heute bei 38 Jahren. 2017 waren lediglich zwei Opfer unter 18 Jahren alt.

Die Überdosierung dominiert die Diagnosen. In den vergangenen Jahren lag diese Todesursache unter Drogenabhängigen konstant zwischen 79 und 85 Prozent. Ganz klar vorne liegt seit Jahren mit um die 70 Prozent die Überdosierung von Opioiden wie Heroin. Rund zehn Prozent der Opfer befand sich zum Todeszeitpunkt in Substitutionsbehandlung.

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