Osten

Psychiatrie-Opfer nehmen Beratung in Brandenburg an

Ein Jahr nach ihrer Gründung zieht die Beratungsstelle für Psychiatrieopfer eine positive Bilanz.

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POTSDAM. Zufrieden mit der Inanspruchnahme der Anlauf- und Beratungsstelle für Psychiatrieopfer in Potsdam zeigt sich das Brandenburgische Gesundheits- und Sozialministerium rund ein Jahr nach der Eröffnung der Hilfeeinrichtung. 618 Betroffene haben sich im ersten Jahr dort gemeldet.

Die Beratungsstelle steht Menschen offen, die als Minderjährige in der Bundesrepublik bis 1975 und in der DDR bis 1990 in stationären Einrichtungen der Psychiatrie und Behindertenhilfe Leid und Unrecht erfahren haben.

In der Bundesrepublik waren nach Angaben des märkischen Gesundheitsministeriums rund 116 100, in der DDR rund 139 900 Jugendliche in stationären Einrichtungen der Psychiatrie und Behindertenhilfe untergebracht. Für Brandenburg geht das Ministerium von etwa 2000 Betroffenen aus.

"Wir können erlebtes und erlittenes Unrecht nicht ungeschehen machen. Aber wir können über die Geschehnisse in den betroffenen Einrichtungen sprechen und damit die Missstände und Versäumnisse der Vergangenheit thematisieren und deutlich machen. Undwir können Menschen, die noch immer unter den Folgen leiden, unterstützen und ihnen Hilfe zukommen lassen", so Sozialstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt bei einem Besuch in der Anlaufstelle.

Bislang haben laut Sozialministerium 152 Hilfesuchende in Brandenburg eine einmalige finanzielle Unterstützung bekommen. Fast alle von ihnen haben den Angaben zufolge Gewalt erlitten – von Fixierungen über Isolierung in dunklen Räumen bis hin zu Kaltwassertauchen und Schlägen. Mit 191 Betroffenen gab es Gespräche.

"Viele Betroffene belastet im Vorfeld des persönlichen Beratungsgespräches, sich die erfahrenen Leiden in Erinnerung zu rufen", so die Aufarbeitungsbeauftragte, Dr. Maria Nooke. Die meisten Betroffenen fühlten sich durch die Hilfe erstmalig mit ihren Erfahrungen wahr- und ernst genommen.

Zu den langanhaltenden Folgen der Unterbringung in den Einrichtungen zählt das märkische Gesundheitsministerium Hospitalisierungsschäden, Nebenwirkungen der hoch dosierten Medikamente und schwere psychische Belastungen. Vielen Betroffenen sei zudem eine pädagogische Förderung oder Schulbildung vorenthalten geblieben. (ami)

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