Ärztemangel

Versorgung regionalisieren? Union skeptisch

Wie umgehen mit Versorgungsengpässen auf dem Land: Da sind sich Union und Grüne uneins.

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DÜSSELDORF. Die große Koalition räumt der Sicherstellung der Versorgung im ländlichen Raum und in strukturschwachen Gebieten nicht den ausreichenden Stellenwert ein.

Das hat die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag Maria Klein-Schmeink beim Medica Econ Forum der Techniker Krankenkasse kritisiert. „Das Thema braucht viel mehr Aufmerksamkeit“, sagte sie.

Die Grünen-Politikerin vermisst im Terminservice- und Versorgungsgesetz klare Zeichen in diese Richtung. So werden Zuschläge für die Versorgung auf dem Land ihrer Ansicht nach nichts nutzen, wenn sie an die Bedingung der Unterversorgung oder der drohenden Unterversorgung geknüpft sind. Dadurch fehle die nötige Planungssicherheit für Ärzte. „Die werden sich dort nicht niederlassen, wenn die Zuschläge vielleicht nur zwei Jahre greifen“, erläuterte Klein-Schmeink ihre Bedenken.

Sie plädierte dafür, den Regionen bei der Gestaltung der Versorgung größere Handlungsspielräume zu geben. Die Akteure vor Ort wüssten am besten, wie eine bedarfsgerechte Versorgung aussehen sollte, sagte sie. „Man entscheidet über die Art der Zusammenarbeit und erhält ein Regionalbudget.“ Das Geld dafür müsste aus der Regelversorgung genommen werden. Die 90a-Gremien in den Ländern könnten die dafür koordinierende Funktion übernehmen. Mit einem Regionalbudget ließe sich nach Einschätzung von Klein-Schmeink beispielsweise die Notfallversorgung in bestimmten Gebieten regeln.

Karin Maag, gesundheitspolitische Sprecherin der Unions-Bundestagsfraktion, hält wenig von einem solchen Ansatz. „Am Ende des Tages sollte es nicht um eine Regionalisierung der Versorgung gehen“, sagte sie. Wenn Konzepte wie ein Triage-System oder der gemeinsame Tresen von Klinik- und niedergelassenen Ärzten für richtig erkannt werden, sollten sie auch bundesweit eingeführt werden.

Modellvorhaben dürfen laut Maag nicht davon abhängen, ob für sie zusätzliches Geld zur Verfügung gestellt wird. Entscheidend sei das Engagement der Akteure. „Baden-Württemberg zeigt, dass das Selektivvertrags-System funktioniert, wenn die Beteiligten willens sind, das zu leben.“

Regionale Ansätze können sinnvoll sein, um manche Dinge zu erproben, findet der SPD-Politiker Dirk Heidenblut, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags. „Was sich bewährt, müssen wir dann bundesweit ins Regelsystem bekommen“, sagte er. Dabei müssten die Prozesse aber schneller werden, die Umsetzung dürfe nicht durch die langen Entscheidungswege im Gemeinsamen Bundesausschuss verzögert werden. (iss)

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