Spahn wirbt um CDU-Seelen

Keine Angst vor der Zukunft!

Bei der Regionalkonferenz der CDU in Bremen skizziert Jens Spahn, wo er mit der Partei hin will – und betont dabei die konservativen CDU-Werte. Ob das im Wettstreit mit seinen beiden Konkurrenten reicht?

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spricht auf der Bühne bei der Regionalkonferenz der CDU. Die drei aussichtsreichsten Bewerber stellen sich bei acht Regionalkonferenzen den CDU-Mitgliedern vor.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spricht auf der Bühne bei der Regionalkonferenz der CDU. Die drei aussichtsreichsten Bewerber stellen sich bei acht Regionalkonferenzen den CDU-Mitgliedern vor.

© dpa

BREMEN. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn war der Einzige der drei Kandidaten beim Bremer Schaulaufen für den CDU-Parteivorsitz, der sich nicht hinter das Rednerpult stellte. Wie ein Moderator mit dem Mikrofon in der einen Hand und mit der anderen gestikulierend hielt er frei auf der Bühne stehend seine Rede.

Nur keine Angst vor der Zukunft, lautete Spahns Leitmotiv. Er sprach von einer „Reise in das Jahr 2040“, auf die er das Parteivolk mitnehmen wolle. „Ich will in einem Land leben, das…“ – so begann er seine Sätze.

Auf diese Weise passten das „Nein zur Vollverschleierung“, die Forderung nach der Abschaffung des Solidadaritätszuschlags, der Aufruf zu mehr Respekt vor Polizei und Soldaten dann irgendwie zum Loblied auf die Familie als Keimzelle der Gesellschaft. Spahn bewegte sich insoweit weitgehend auf CDU-Kernland.

Als 38-Jähriger schlug er zugleich die Trommel jugendlicher Zuversicht und besetzte doch vor allem die alten Themen. „Wir wollen die sein, die Lust auf Zukunft machen“, rief Spahn. Doch in Zeiten, in denen auch Senioren im Internet unterwegs sind, dürfte seine Absicht, Deutschland zum „Digitalweltmeister“ zu machen, kein überforderndes Ziel konservativer Politik sein. Immerhin war das Thema Digitalisierung für ihn die Gelegenheit, die Telemedizin hervorzuheben.

Pflegekräfteplus – ein Tropfen auf den heißen Stein

Im Übrigen fehlten gesundheitspolitische Themen fast ganz. In der Fragerunde räumte Spahn ein, die Politik habe gegenüber Pflegekräften an Vertrauen verloren. Die versprochenen 13.000 neuen Stellen seien ein Tropfen auf den heißen Stein. „Aber jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.“

Einen großen Vorteil dürfte seine „I-have-a-dream“-Rhetorik indessen gehabt haben: Spahn transportierte mit den Sachaussagen zugleich seine Person und damit seine Wahlempfehlung an die rund 1500 Besucher der Bremer Regionalkonferenz. Und das, ohne sich plump auf die Schulter zu klopfen. Ein Kabinettstück, das den beiden anderen Rednern nicht gelang.

Friedrich Merz trat in der Rolle des Mahners und Warners auf. Schließlich habe man in der jüngsten Bundestagswahl das schlechteste Wahlergebnis seit 1949 eingefahren. Dieser Trend müsse gestoppt werden. „Wir können das, wenn wir es gemeinsam wollen.“ Die Partei habe unbequeme Fragen nicht mehr zugelassen und die Wähler mit ihren Sorgen allein gelassen.

„Wir müssen eine Partei sein, die unterschiedliche Meinungen aushält“, sagte Merz. Sein vergleichsweise trockener Alt-Herren-Auftritt dürfte die Sehnsucht viele Mitglieder nach Konservatismus bedient haben. Schließlich saßen viele graue Häupter im Publikum, meistens Männer.

Annegret Kramp-Karrenbauer hielt die wohl emotionalste Rede. Sie war die Einzige, die die Parteimitglieder immer wieder duzte und die Anwesenden um das Lagerfeuer der Gemeinsamkeit versammelte. Es gehe darum, der Verantwortung gerecht zu werden, die mit dem Vertrauen der Wähler auf der Partei liege, sagte sie.

„Ich will, dass die Partei in Jubel ausbricht über die eigenen Ideen. Wenn wir nicht stark sind, dann leben wir nur von der Schwäche der anderen. Und das ist mir zu wenig.“ Die CDU schaffe das, denn sie habe die große Linie, eine Erzählung und Werte, die die Mitglieder verbinden.

Und die Stimmung in der Partei? „In einer Probe-Abstimmung bei uns lag Merz mit 70 Prozent vorne“, berichtete ein Parteimitglied am Rande der Veranstaltung. Angesichts seiner Rede habe Spahn aber „wirklich gepunktet.“ Dass Spahn das Rennen machen werde, glaube er aber nicht.

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