Reformdebatten - regiert wird mit spitzem Bleistift

MÜNCHEN (sto). Die Diskussion um die weitere Entwicklung des Gesundheitssystems ist zu sehr durch kurzfristige Kosten- und Nutzenaspekte geprägt, die Bewertung von Innovationen kommt dabei zu kurz, sagt der Wissenschaftler Dr. Bernhard Bührlen vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

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Bei der Einführung neuer Medikamente, Behandlungsmethoden oder Versorgungsstrukturen ergeben sich nach Bührlens Beobachtung immer wieder Konflikte. Der Zwang Ausgaben zu begrenzen stehe dabei oftmals im Widerspruch zu den wirtschaftlichen Potenzialen von Innovationen.

Gesamtgesellschaftliche Perspektive ist nötig

Um den gegensätzlichen Interessen von Ärzten und Politikern, von Wissenschaftlern und Zulassungsbehörden, von Versicherten und Patienten gerecht werden zu können, sollte eine "Gesundheitsgesellschaft" geschaffen werden, in der auch Innovationen einen angemessenen Platz finden, meinte Bührlen. Notwendig sei eine gesamtgesellschaftliche Perspektive, die eine neue Grundlage für die Diskussion zum Stellenwert von Innovationen im Gesundheitswesen biete, sagte Bührlen beim 3. MSD-Round Table in München.

Diesem Ziel habe sich auch die auf drei Jahre angelegte Veranstaltungsreihe MetaForum "Innovation im Gesundheitswesen" verschrieben, die von MSD Sharp & Dohme unterstützt wird, und mit der das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung dazu beitragen wolle, bei Politikern und Entscheidungsträgern Verständnis für die relevanten Aspekte von Innovationen zu wecken, erläuterte Bührlen.

Blick muss über das Politikfeld Gesundheit hinausgehen

Eine erste MetaForum-Veranstaltung habe ergeben, dass ein grundlegender Perspektivenwechsel erforderlich ist, um neue Potenziale zur Verbesserung des Gesundheitssystems erkennen und realisieren zu können, berichtete Bührlen. Dazu gehöre etwa der Wechsel von einer krankheitsorientierten zu einer gesundheitserhaltenden Strategie und eine alle Politikfelder übergreifende Betrachtung der Gesundheit. Das schließe außer der Gesundheitspolitik auch die Ernährungs-, Umwelt-, Wirtschafts-, Forschungs- und Bildungspolitik ein, erklärte Bührlen.

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