Arznei-Report: 2,9 Milliarden Euro ließen sich sparen

BERLIN (ble). Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) könnten durch einen wirtschaftlicheren Einsatz von Medikamenten Mittel in Milliardenhöhe einsparen. Zu diesem Ergebnis kommt der gestern vorgestellte Arzneiverordnungs-Report 2008.

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Unter bestimmten Voraussetzungen seien Einsparungen von 2,9 Milliarden bis 5,6 Milliarden Euro möglich, sagten die beiden Herausgeber des Reports, Dieter Paffrath und Ulrich Schwabe, in Berlin. "Im deutschen Arzneimittelmarkt sind weiterhin hohe Einsparpotenziale vorhanden", bilanzierte Paffrath, der auch Vorsitzender der AOK Schleswig-Holstein ist, die aus seiner Sicht bestehenden Reserven im GKV-System.

Als Voraussetzungen für sinkende Arzneiausgaben der GKV nannten beide Herausgeber den konsequenteren Einsatz von Generika sowie den Verzicht auf patentgeschützte Analogpräparate und umstrittene Medikamente. Durch eine Absenkung der Generikapreise auf das Niveau anderer europäischer Länder ließen sich die Kosten noch einmal senken, sagte Schwabe. So seien Einsparungen von 3,4 Milliarden Euro möglich, wenn Generika in Deutschland etwa so wenig wie in Großbritannien kosteten.

Durch den Verzicht auf patentgeschützte Analogpräparate ließen sich weitere 1,3 Milliarden Euro einsparen, sagte er. Insgesamt stiegen die Arzneimittelausgaben 2007 um 6,7 Prozent auf 27,8 Milliarden. Für dieses Jahr erwartet Paffrath eine Steigerungsrate von etwa sechs Prozent. Für den Report wurden Daten zu 708 Millionen Arzneimittelpackungen ausgewertet.

Angesichts der vorgelegten Zahlen forderte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) eine zügigere Einführung der Kosten-Nutzen-Bewertung und des Zweitmeinungsverfahrens. Die Nutzenbewertung sei entscheidend, um das Gesundheitswesen auch künftig bezahlbar zu halten. In Deutschland werde zu viel Geld für Medikamente ausgegeben. Dadurch fehlten Mittel für die Arbeit von Menschen an Menschen, so die Ministerin.

Der Vorsitzende des AOK-Bundesverbands, Hans Jürgen Ahrens, forderte eine kassenartbezogene Positivliste.

Kenndaten der GKV-Arzneiversorgung 2007

Gesamtausgaben: 27,8 Mrd. Euro, davon 24,8 Mrd. Euro für Fertigarzneimittel

Wachstum: 6,7 Prozent, davon 4,8 Prozent für Fertigarzneimittel

Mengenwachstum: plus 1,5 Prozent, ausgedrückt in Packungen

Preisentwicklung: minus 1,3 Prozent, trotz Umsatzsteuererhöhung von 16 auf 19 Prozent

Struktureffekt (andere Wirkstärken, Darreichungsformen, Packungsgrößen, teurere Arzneien): 1,1 Mrd. Euro oder 4,6 Prozent

Sparpotenzial: 2,9 Mrd. Euro, davon durch Ausschöpfung von Generika 1 Mrd. Euro, Verzicht auf Analogpräparate 1,3 Mrd. Euro und Arzneien mit umstrittener Wirkung 0,6 Mrd. Euro

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