Kassen und Versicherer lehnen private Zusatzpolice für Innovationen ab

BERLIN (ble). Vertreter der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung haben ablehnend auf das Konzept einer privaten Innovationspolice zur teilweisen Übernahme der Kosten von neuartigen Arzneimitteln reagiert.

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Ziel einer Krankenkasse müsse es sein, Innovationen innerhalb des eigenen Leistungskatalogs anzubieten, sagte der Chef der Techniker Krankenkasse, Professor Norbert Klusen, auf dem 6. IGES-Kongress "Innovation und Gerechtigkeit" vergangene Woche in Berlin. Eine zusätzliche Innovationspolice komme für ihn daher nicht infrage.

Das von IGES-Leiter Professor Bertram Häussler vorgestellte Konzept (wir berichteten) basiert auf einem Sparguthaben, zur Versicherung wird sie durch die Option einer "Katastrophenpolice". Als Beitrag nannte er 40 Euro im Monat, für den Versicherungsanteil wäre davon etwa ein Drittel fällig. Für vorher definierte Krankheiten, etwa Krebsleiden, würde der Katastrophenpool in Leistung treten, der Sparanteil nicht angegriffen.

Mit der Versicherung sollen sich Patienten innovative Arzneimittel, beispielsweise zur Behandlung von Krebs, auch dann leisten können, wenn die Medikamente nur teilweise von der GKV erstattet werden, etwa durch die vom Gesetzgeber eingeführte Möglichkeit von Erstattungshöchstbeträgen, schlägt Häussler vor. Die Versicherung wäre grundsätzlich erweiterbar auf Diagnostik, etwa PET/CT, sowie nicht-medikamentöse Therapien.

IGES-Chef schlägt Prämie von 40 Euro im Monat vor.

Wie Klusen lehnte auch Dr. Klaus Jacobs, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO), das Konzept Häusslers ab: "Die GKV hat den Anspruch, im Bedarfsfall ihre Versicherten umfassend mit hochwertiger Versorgung auszustatten. Selbstverständlich schließt das Innovationen mit nachgewiesenem Zusatznutzen ein." Die GKV sei somit bereits eine Innovationsversicherung. Die Idee einer zusätzlichen privaten Vorsorge müsse von allen Akteuren der gesetzlichen Krankenversicherung daher grundsätzlich abgelehnt werden, sagte er.

Skeptisch äußerte sich auch Christian Weber, zweiter stellvertretender Direktor der Geschäftsführung des PKV-Verbands. So sei das mit der Police verbundene "offene Leistungsversprechen" nicht kalkulierbar. "Wir können nur etwas versichern, was es schon gibt", sagte er. In der Variante eines reinen Sparmodells habe es zudem keinen Vorteil zu anderen Sparformen. Allerdings kündigte Weber an, das Konzept zu prüfen.

IGES-Chef Häussler widersprach Weber: Die Absicherung von Risiken in der Zukunft mache gerade das Konzept der PKV aus. So gehe diese gegenüber ihren Versicherten auch jahrzehntelange Leistungsversprechen ein. "Natürlich kann man die Zukunft versichern."

Häussler verwies darauf, dass die Police nur die sonst vom Patienten selbst zu tragende Differenz zwischen Erstattungshöchstbetrag der GKV für eine innovative Arznei und deren Apothekenverkaufspreis übernehmen soll. Diese Lücke könne jährlich leicht mehrere tausend Euro pro Jahr betragen, etwa bei Krebserkrankungen.

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