Hightech nicht mehr für GKV-Patienten?
BERLIN (HL). Der Hersteller des langwirksamen Insulin-Analogons Glargin (Lantus®) Sanofi-Aventis ist davon überzeugt, dass die Therapie mit diesem Arzneimittel vergleichsweise kosteneffektiv ist und deshalb auch in Zukunft von den Krankenkassen bezahlt werden sollte.
Veröffentlicht:Das Unternehmen befürchtet allerdings, dass der gemeinsame Bundesausschuss das Antidiabetikum aus der Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen ausschließen könnte - eine Entscheidung, die auch eine beachtliche industriepolitische Dimension hat. Zur Zeit berät darüber der zuständige Unterausschuss.
Gegenwärtig werden in Deutschland etwa 400 000 Diabetiker mit Glargin behandelt. Das entspricht einem Marktanteil von zehn Prozent. Im europäischen Vergleich ist das weit unter dem Durchschnitt von 16 Prozent. In Frankreich werden sogar 29 Prozent, in Finnland 26 Prozent Marktanteil erreicht. Mit Preisunterschieden ist dies nicht zu erklären - mit geringfügigen, meist wechselkursbedingten Abweichungen liegt der Preis in den EU-Ländern bei etwa 35 Euro je 1000 Einheiten.
Das Unternehmen appelliert nun an den Gemeinsamen Bundesausschuss, bei seiner Entscheidung die tatsächlichen Gesamtkosten der Therapie mit Glargin bei seiner Entscheidung zu berücksichtigen. Sie liegen bei etwa 1100 Euro pro Patient und Jahr.
In gesundheitsökonomische Evaluationen habe sich gezeigt, dass beim Einsatz von Glargin auch Kostenvorteile im Vergleich zu Alternativ-Insulinen entstehen: durch geringeren Insulinverbrauch aufgrund langer Wirkdauer und durch Einsatz von weniger Teststreifen und Nadeln als Folge der Einmalgabe.
Die Entscheidung des Bundesausschusses ist nicht zuletzt von erheblicher industriepolitischer Bedeutung: Am Standort in Frankfurt wird der weltweite Bedarf von derzeit 3,5 Millionen behandelten Patienten produziert. Mit 2,4 Milliarden Euro ist Lantus® das deutsche Exportarzneimittel Nummer 1. Allein im ersten Quartal lag der Ausfuhr-Zuwachs bei 30 Prozent - während andere Exportbranchen kollabierten. In den letzten Jahren wurden 700 Millionen Euro in die Technik investiert, 3000 Arbeitsplätze sind von dem Produkt abhängig.