Hepatitis C

Kasse klagt über Kosten einer Innovation

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HANNOVER. Niedersachsens AOK beschwert sich über die Kosten für das neue Hepatitis C-Medikament Sovaldi® des US-Pharmaherstellers Gilead. Der Apothekenabgabepreis beträgt 19.999,46 Euro pro Packung mit 28 Tabletten.

Seit der Markteinführung im Januar haben die Krankenkassen in Deutschland 123 Millionen Euro für das Präparat ausgegeben, sagte der Vorstandsvorsitzende der niedersächsischen AOK, Dr. Jürgen Peter, der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (HAZ). Bis zum Jahresende werde das Präparat die Kassen eine Milliarde Euro kosten.

"Es darf nicht sein, dass ein einziges Medikament, welches in der Herstellung geschätzt 100 Euro für einen Behandlungszyklus kostet, zu einem Preis von 60.000 Euro abgerechnet wird", so Peter. Eine Tablette koste mehr als 700 Euro.

Am 17. Juli hat der Gemeinsame Bundesausschuss dem Wirkstoff Sofosbuvir zur Behandlung von Patienten mit chronischer Hepatitis C-Virusinfektion (HCV) einen beträchtlichen Zusatznutzen attestiert. Das Medikament könne im Vergleich zu den derzeit verwendeten interferonbasierten Hepatitis-C-Medikamenten die Viruslast senken und schwere Nebenwirkungen vermeiden, hieß es.

Die Entscheidung im GBA wurde mit sieben Ja- gegen sechs Nein-Stimmen bei keiner Enthaltung getroffen, sagt GBA-Sprecherin Christine Reis der "Ärzte Zeitung". Der unparteiische Vorsitzende des Gremiums, Josef Hecken, "hat sich für die jetzt vorliegende Entscheidung ausgesprochen", so Reis.

Es gibt Grund zur Annahme, dass die Klagen der Kasse vor dem Hintergrund der anstehenden Verhandlungen über einen Erstattungsbeitrag zu sehen sind. In den ersten 13 Monaten nach Markteinführung kann der Hersteller den Preis selber festlegen. Danach gilt der Erstattungspreis, den Kassen und Hersteller aushandeln.

Wie weit diese Verhandlungen gediehen sind, wollte die Sprecherin des GKV-Spitzenverbandes, Ann Marini, nicht sagen. "Die gesamte Verhandlungsphase unterliegt einer strengen Vertraulichkeitsregelung. Dazu gehören auch Informationen über den Verhandlungsfortschritt", so Marini.

In jedem Fall wird der künftige Erstattungspreis nicht rückwirkend gelten. Der Hersteller Gilead wollte sich auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" zum Thema ebenfalls nicht äußern. (cben)

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