BPI

Rabattverträge als Risiko für den Mittelstand

Die im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie organisierten mittelständischen Unternehmen sehen hohe Risiken durch Rabattverträge. Eine Patientenbefragung untermauert das.

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DRESDEN. Bei einem dauerhaft eingenommenen Medikament sollte kein Wechsel des Herstellers erfolgen, nur weil die Krankenkasse dadurch finanzielle Einsparungen erzielt. Das äußerten 52 Prozent der Befragten einer Repräsentativbefragung in Sachsen zum Thema "Patientenwünsche".

Die Ergebnisse stellte der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) in Dresden am Dienstag im Rahmen seiner diesjährigen Hauptversammlung vor.

80 Prozent der Befragten lehnen eine Einflussnahme der Krankenkassen auf das Verordnungsverhalten von Ärzten ab und sind auch der Meinung, dass Ärzte oder Apotheker nicht finanziell für die Abgabe eines billigeren Medikaments belohnt werden sollten.

Und immerhin ein knappes Drittel der Sachsen könnte sich vorstellen, für ein in Deutschland entwickeltes und produziertes Arzneimittel mehr zu bezahlen.

Die Aussagen belegen nach Ansicht des BPI, dass insbesondere bei den Rabattverträgen dringender Handlungsbedarf bestehe. Denn gerade standortgebundene, deutsche Unternehmen hätten, so der BPI-Vorsitzende Dr. Martin Zentgraf, "fast gar keine Möglichkeit mehr, die Ausschreibungen zu gewinnen".

Das gefährde den Pharmastandort Deutschland und führe zu einem Oligopol, wie dies bereits im Segment der Antibiotika der Fall sei.

Modifikationen gefordert

Der BPI fordert deshalb Modifikationen. So sollte zwischen der Erteilung des Zuschlags durch die Krankenkassen und dem Auslieferungsbeginn ein längerer Zeitraum liegen. Zudem, so der BPI, "muss die Machtkonzentration auf Kassenseite beschnitten werden".

Die bundesweite gemeinsame Ausschreibung der Allgemeinen Ortskrankenkassen sei wettbewerbsrechtlich "hochproblematisch, wenn 40 Prozent der Nachfrage komplett ausgeschrieben wird".

Die Sicherung und Weiterentwicklung des Standorts Deutschland für Forschung und Produktion steht auch im Mittelpunkt des im vergangenen Jahr gestarteten Pharma-Dialogs mit der Bundesregierung.

Vor wenigen Tagen fand die zweite große Runde des Dialogs statt, bei der Fragen der regulatorischen Rahmenbedingungen inklusive Erstattung auf der Agenda standen.

Konkrete Ergebnisse liegen noch nicht vor, und der Pharma-Dialog soll bis ins nächste Jahr fortgeführt werden. Der BPI bewertet den Prozess als positiv und konstruktiv.

Er schätzt vor allem auch die sich neu entwickelnden Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den Stakeholdern der Gesundheitswirtschaft und den beteiligten Bundesministerien. (uju)

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