Besuch in Burgwedel

Ebola-Impfstoff kommt aus Deutschland

Ein Impfstoff gegen Ebola steht kurz vor der Zulassung. Gesundheitsminister Gröhe hat das Werk besucht.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. Die Infektionskrankheit Ebola hat die deutsche Gesundheitspolitik geschockt. Als im September 2014 nach dem Ausbruch der Krankheit in Liberia, Guinea und Sierra Leone ein erster Patient mit der hochinfektiösen Krankheit in Hamburg ankam, gab es im ganzen Land keine 50 Betten, wo ein Ebola-Patient isoliert hätte behandelt werden können.

Und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer Pandemie warnte. "Ebola war so vernachlässigt, dass es nicht einmal auf der Liste der vernachlässigten Krankheiten stand", erinnert sich Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bei seinem Besuch.

Knapp vier Jahre später gibt es einen Impfstoff mit dem etwas sperrigen Namen "rVSV-ZEBOV". Der amerikanische Pharmakonzern Merck Sharp & Dohme (MSD) wird ihn in Burgwedel in Niedersachsen produzieren. 30 Millionen Euro investiert das Unternehmen nach eigenen Angaben an diesem Standort.

Zulassung 2019?

Dutzende Mitarbeiter hat MSD eingestellt, obwohl die Zulassung für den Impfstoff noch aussteht. Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) Professor Klaus Cichutek geht davon aus, dass die Europäische Arzneimittelbehörde das Medikament bis 2019 zulassen wird. Dafür sei hilfreich, dass die deutschen Zulassungsbehörden wie das PEI die Entwicklung eines Medikaments seit seinen Anfängen begleitet hätten.

Der Impfstoff entstammt einem Forschungsprojekt der kanadischen Gesundheitsbehörden und wurde danach von MSD veredelt. Erste erfolgreiche Einsätze hat es in Studien bereits 2015 in Westafrika gegeben.

Die Region erlebt, wie erst vor wenigen Monaten im Kongo, regelmäßig lokale Ausbrüche der Krankheit. Dort waren mehr als 10.000 Menschen an der Seuche gestorben, darunter viele Ärzte und Pflegekräfte. Erkrankt waren mindestens 28.000.

Ab 2018 sollen in Burgwedel zunächst 300.000 Dosen Impfstoff produziert werden. Ausgelegt ist die Anlage auf bis zu 1,5 Millionen Dosen. Die Medikamente sollen im Werk gelagert und bei Bedarf in Krisenregionen ausgeliefert werden, sagt Dr. Klaus Schlüter, der bei MSD für die Geschäftseinheit Impfstoffe zuständig ist.

Mit 600.000 Euro hat das Gesundheitsministerium das Projekt gefördert, fünf Millionen steuert die Impfallianz GAVI bei, die ebenfalls von Deutschland mitfinanziert wird. MSD will den Rest über Abschreibungen finanzieren. "Das ist kein Profit-Produkt", sagt Schlüter.

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