Arzneiverordnungsreport

„Zeitbombe“ durch Kosten neuer Medikamente?

Die Veröffentlichung des Arzneiverordnungsreports führt in jedem Jahr zu gegenläufigen Interpretationen: Die Preispolitik für neue Medikamente steht abermals im Fokus.

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Die Preispolitik der Hersteller patentgeschützter Arzneimittel – eine finanzielle Zeitbombe?

Die Preispolitik der Hersteller patentgeschützter Arzneimittel – eine finanzielle Zeitbombe?

© Mopic / Fotolia

BERLIN. Die Entwicklung der Arzneimittelausgaben im Vorjahr hat anlässlich der Veröffentlichung des Arzneiverordnungsreports (AVR) erwartungsgemäß unterschiedliche Interpretationen ausgelöst.

Die Ausgaben legten 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Prozent oder 1,2 Milliarden Euro auf 41,2 Milliarden Euro zu, sagte Jürgen Klauber, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) am Dienstag in Berlin. Damit lag der Anstieg für Medikamente unter dem durchschnittlichen Ausgabenanstieg der GKV, der sich auf 3,9 Prozent belaufen hat.

Eine „Zeitbombe“ macht Klauber indes bei der Preispolitik der Hersteller patentgeschützter Arzneimittel aus. Auf patentgeschützte Präparate entfielen Ausgaben in Höhe von 19,8 Milliarden Euro, die für 6,4 Prozent der Arzneimittelpackungen aufgewendet wurden. Es zeige sich eine „immer stärkere Konzentration des Umsatzes auf kleine Verordnungsmengen und letztlich kleine Patientengruppen“, so Klauber.

Professor Ulrich Schwabe, Pharmakologe und einer der Herausgeber des AVR, verwies auf nach wie vor bestehende Einsparpotenziale in Höhe von 500 Millionen Euro bei umstrittenen Arzneimitteln, zum Beispiel Expektorantien, Antacida oder Homöopathika. Hier gelte, so Schwabe, dass die die Popularität der Homöopathie umso größer sei, „je verdünnter die Evidenz ist“.

Herstellerverbände erklärten anlässlich der AVR-Veröffentlichung, von ausufernden Arzneimittelausgaben zu Lasten der Solidargemeinschaft könne keine Rede sein, da die GKV-Ausgaben für Arzneimittel seit Jahren zwischen 16 und 17 Prozent lägen. (eb)

Lesen Sie dazu auch: Verordnungs-Report: Höhe der Ausgabenrisiken ist umstritten

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