Gesetzesvorlage

US-Demokraten wollen Arzneiausgaben drastisch senken

Ein Reformgesetz könnte US-Pharmafirmen Milliardeneinbußen bescheren – wenn es denn durchkäme.

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Die Preise für verschreibungspflichtige Arzneimittel sind stark gestiegen, kritisieren Demokraten.

Die Preise für verschreibungspflichtige Arzneimittel sind stark gestiegen, kritisieren Demokraten.

© McPHOTO / INSADCO / Bilderbox / dpa

Washington. Die Demokraten wollen hohen Arzneimittelausgaben zu Leibe rücken und haben dazu Mitte September eine Gesetzesvorlage im Repräsentantenhaus eingebracht.

Würde der sogenannte „Lower Drug Costs Now Act“ Realität – was angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Senat eher unwahrscheinlich ist – könnten damit allein die Medikamentenausgaben der staatlichen Krankenversicherung Medicare in den nächsten zehn Jahren um rund 370 Milliarden Dollar entlastet werden.

Das geht aus einem Bericht hervor, den jetzt das Congressional Budget Office (CBO) veröffentlicht hat. Die Behörde ermittelt Kosten und Ausgabenwirkungen neuer Gesetze.

Pharmaverband übt Kritik

Mit ihrem Reformentwurf versprechen die Demokraten allerdings auch Selbstzahlern und privat Versicherten Entlastung. Einschließlich dieser Effekte taxiert das CBO die Umsatzeinbußen, die Hersteller im Falle einer Umsetzung des Gesetzentwurfs bis 2029 zu erleiden hätten, auf 500 Milliarden bis 1000 Milliarden Dollar.

Dementsprechend harsch fiel die Reaktion des US-Pharmaverbands PhRMA aus. Der Plan bedeute das Ende des marktwirtschaftlichen Systems, das die USA zum „weltweit führenden Land bei der Entwicklung innovativer, lebensrettender Behandlungen“ gemacht habe.

Der Lower Drug Costs Now Act sieht u.a. vor, dass das Gesundheitsministerium jährlich Höchstpreise für bis zu 250 Produkte ohne Generikakonkurrenz mit den Anbietern aushandelt. Diese Preise sollen für alle US-Bürger gelten. Orientieren sollen sich die Verhandlungen an einem internationalen Preisindex. Zudem soll der Eigenanteil an den Medikamentenkosten für Medicare-Patienten und Bedürftige auf 2000 Dollar im Jahr begrenzt werden.

Preise „außer Kontrolle“

Die demokratische Abgeordnete Nancy Pelosi, begründet die Gesetzesinitiative mit der überproportional starken Preisentwicklung. Die Preise für verschreibungspflichtige Arzneimittel seien „außer Kontrolle“, schreibt Pelosi auf ihrer offiziellen Website als Sprecherin des Repräsentantenhauses.

Im Inland forderten die Hersteller „drei, vier oder sogar bis zu zehnmal“ mehr als für dieselben Produkte im Ausland. Exemplarisch führt Pelosi die Kosten für Insulin an. Inflationsbereinigt habe sich dessen Dosis-Preis in den USA zwischen 1990 und 2014 verdreifacht.

Von 2012 auf 2016 hätten sich die Insulinausgaben pro Patient nahezu verdoppelt. Und in den ersten sechs Monaten dieses Jahres seien die Listenpreise für über 3400 Medikamente um 17 Prozent angehoben worden.

Darüber hinaus wirft die Sprecherin den Pharmafirmen vor, die Dollar-Milliarden, die ihnen die jüngste Steuerreform in die Kassen gespült habe, auf Aktienrückkäufe zu verwenden, statt in die Forschung zu investieren oder gar ihre Abgabepreise zu senken. (cw)

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