Krasse ASV-Defizite

Axel Munte rechnet ab

Es gibt viel zu viele Hürden für eine Überwindung der Sektorengrenzen: Dr. Axel Munte benennt Defizite der Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung.

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BERLIN. Mit einer provozierenden These ist der Vorsitzende des Bundesverbands Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung an die Öffentlichkeit gegangen. Die ASV in ihrer bisher sichtbaren Form sei nicht dazu geeignet, Sektorengrenzen zu überwinden, sagte Dr. Axel Munte bei einer Veranstaltung der Gesellschaft für Recht und Politik im Gesundheitswesen in Berlin.

Hürden für eine tatsächliche Überwindung der Sektorengrenzen seien die in der gegenwärtigen Form der ASV angelegten inkonsequenten Kooperationsverpflichtungen, die wirkungslosen Sektorenverbindungen, die uneinheitliche Abrechnung und die fehlenden Dokumentationspflichten, zählte Munte auf.

Es gebe in der ASV keine patientenrelevante Kooperationsverpflichtung zwischen niedergelassenen und stationär tätigen Ärzten, sagte Munte. Das Regelwerk fördere eine Pseudo-Sektoren-Verbindung. Die interdisziplinären Kernteams müssten nicht verpflichtend aus niedergelassenen und stationär tätigen Ärzten zusammengesetzt sein.

Einem Team aus Klinikärzten reiche es bei einer onkologischen Indikation, pro forma einen Hausarzt oder einen Psychotherapeuten außerhalb des Kernteams mit einzubinden, um Vorgaben des Gesetzgebers und des Gemeinsamen Bundesausschusses zu erfüllen, so Munte.

Verbesserungspotenzial für die Patientenbetreuung kann der frühere Vorsitzende der KV Bayerns in den beiden bislang vorliegenden GBA-Richtlinien zur Behandlung gastrointestinaler Tumoren und der Tuberkulose nicht erkennen.

Die geforderten Kooperationsvereinbarungen sähen Abstimmungen über Eckpunkte der Versorgung vor. Es stehe allerdings nichts dazu in den Richtlinien, was denn solche Eckpunkte seien. Er sehe die Gefahr, dass den Erweiterten Landesausschüssen reine Absichtserklärungen, die Versorgung von Patienten verbessern zu wollen, für eine Zulassung zur ASV ausreichten.

Weitere Kritikpunkte Muntes an der ASV sei die bislang nicht vorgesehene einheitliche Abrechnung und das Fehlen einer Verpflichtung zu einer einheitlichen Dokumentation. Um die Sektorengrenzen zu überwinden, sei eine für alle Beteiligten zugängliche elektronische Fallakte unabdingbar. Praxisnetze setzten solche Fallakten bereits ein.

Munte betonte, dass die Idee der ASV an sich das Potenzial habe, einen Versorgungsbereich für Spitzenmedizin und Innovationen zu schaffen, dass es den Trägerorganisationen des GBA bislang jedoch am Mut mangele, echte sektorenübergreifende Kooperationen durchzusetzen.

Der Gesundheitsweise Eberhard Wille bezeichnete die ASV als Kopfgeburt. Die Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, Irmtraut Gürkan, sagte, die ASV sei ein guter Weg, Patienten zu behandeln, die zwischen dem niedergelassenen und dem stationären Sektor wechseln müssten. (af)

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