Landarztmangel

Geniale Lösungen sind nicht in Sicht

In Sachsen-Anhalt werden die Probleme mit der Hausarztversorgung auf dem Land immer größer. Bei einem Gesundheitssymposium der Barmer GEK wurde nach Lösungen gesucht.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:

MAGDEBURG. Es gibt beim "Dauerbrenner" Ärztemangel auf dem Lande keine geniale Lösung. Darüber waren sich Gesundheitsexperten während des 6. Gesundheitssymposiums der Barmer GEK in Magdeburg einig.

"Wir brauchen ein enges Miteinander der verschiedenen Akteure", beschwor Barmer-Landesgeschäftsführer Axel Wiedemann mit Blick auf die Realität: 14 von 32 hausärztlichen Planungsbereichen in Sachsen-Anhalt droht bereits heute die Unterversorgung.

800 neue Hausärzte benötigt

Bis zum Jahr 2025 werden hier etwa 800 neue Hausärzte gebraucht. Aber nur knapp elf Prozent der künftigen Fachärzte, so die Einschätzung von Professor Ferdinand Gerlach, Vorsitzender des Sachverständigenrates Gesundheit, entscheiden sich für eine hausärztliche Tätigkeit.

"Wir sind weltweit das einzige Land, das unter den Ärzten nur zehn Prozent Hausärzte hat", so Gerlach. Zudem seien mehr als zwei Drittel der angehenden Hausärzte Frauen, die deutlich andere Vorstellungen von ihrem Arbeitsleben haben als die Vorgängergeneration. Beruf und Familie müssen vereinbar sein, sind es aber nicht, wenn vor Ort Kindereinrichtung, Sportverein und sogar Internetanbindung fehlten, ganz zu schweigen von kulturellen Angeboten.

Die Probleme sind bekannt und allein durch finanzielle Anreize nicht wettzumachen. Viel Hoffnung setzt Sachsen-Anhalt deshalb in die auf Initiative des Landes geschmiedete Allianz für Allgemeinmedizin, in der Kassen, Kommunen, Selbstverwaltungsgremien der Ärzte, Gewerkschaften über gemeinsam tragfähige Zukunftskonzepte nachdenken.

Neue Modelle sind denkbar

Über lokale Gesundheitszentren für die Primär- und Langzeitversorgung wird ebenso nachgedacht wie über Unterstützung beim Praxisausbau oder der Vermittlung von Arbeitsplätzen für Angehörige durch Kommunen.

Neue Modelle sind denkbar. Wenn junge Mediziner bereit sind, auf dem Land zu arbeiten, aber in der Großstadt leben wollen, sollte sie nach Auffassung von Dr. Burkhard John, Vorsitzender der KV Sachsen-Anhalt (KVSA) die Chance dazu bekommen. Die Nähe der Altmark zu urbanen Zentren wie Berlin oder Wittenberg (Fahrtzeit mit dem Zug 40 bis 50 Minuten) erleichtere das.

Die Zeit für konsequentes Handeln ist laut Gerlach überreif. Dennoch befürchtet er, dass es grundlegende und weitreichende Fortschritte erst geben werde, wenn "nichts mehr geht".

Eckpfeiler seien die Stärkung der kommunalen Verantwortung, sinnvolle Vernetzung, echte Überwindung der sektoralen Grenzen verbunden mit flächendeckenden und wirksamen Präventionsangeboten, die Krankheit wirklich verhindern helfen. Als Macher und Mittler seien die KVen und Ärztekammern in der Pflicht: Gerlach: "Macht die Selbstverwaltung ihre Hausaufgaben nicht oder schlecht, wird der Staat immer mehr ihrer Aufgaben übernehmen."

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