Schmerztherapie

Verband sieht SAPV als Vorbild

Veröffentlicht:

BERLIN. Die rund 3,4 Millionen Menschen mit chronischen Schmerzen in Deutschland gelten als Stiefkinder des Gesundheitssystems. Als Gründe führen Schmerzmediziner die zersplitterte Versorgung, aber auch abrechnungstechnische Gründe an. Beim Kongress der rund 1200 niedergelassenen Schmerzmediziner am Freitag in Berlin kündigte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) seine Bereitschaft an, zur Lösung der Probleme beizutragen, verwies aber gleichzeitig auf die Zuständigkeit der Selbstverwaltung.

Der Vorsitzende des Berufsverbands der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland (bvsd), Professor Joachim Nadstawek, hatte zuvor gefordert, eine spezialisierte ambulante Schmerzversorgung (SASV) nach dem Vorbild der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung zu schaffen, um der Fehlversorgung der vielen Schmerzpatienten zu begegnen. Zudem verwies Nadstawek darauf, dass die Beschränkungen des EBM-Kapitels 30.7.1 der Versorgung ein Korsett anlegten. Aus Qualitätssicherungsgründen sollen demnach die ambulanten Schmerzmediziner nicht mehr als 300 Schmerzpatienten je Quartal behandeln. Damit blieben jedes Quartal rechnerisch rund neun Zehntel aller Schmerzpatienten unversorgt. Das umstrittene EBM-Kapitel solle daher aus der Budgetierung herausgelöst werden.

Dass der Gesetzgeber hier eingreife, könne er nicht zusagen, entgegnete Gröhe. In Richtung der Kassen gewandt sagte der Minister, dass das EBM-Kapitel schon heute Flexibilisierungsklauseln und Möglichkeiten enthalte, örtlichen Bedarfen gerecht zu werden.

Keinen Widerspruch meldete Gröhe gegen den Aufbau einer SASV an. Frühe Interventionen unter Beteiligung von Haus- und Fachärzten, Psychotherapeuten, Physio-, Sport- und Ergotherapeuten könnten nicht nur die langen Irrfahrten durch das System abkürzen helfen, sondern auch zur finanziellen Nachhaltigkeit der Versorgung beitragen. Laut Erkenntnissen des bvsd vergehen in Deutschland bis zur richtigen Schmerzdiagnose im Schnitt zwei Jahre, bis Therapiebeginn vier Jahre. Unnötige und kostenintensive Diagnostik, Behandlungen und Operationen seien die Folgen.(af)

Mehr zum Thema

Im Vorfeld des Deutschen Diabetes Kongresses

Fachgesellschaft: Diabetologie muss bei Klinikreform mitgedacht werden

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen