Bedarfsplanung

570 neue Hausärzte fürs Ruhrgebiet

Nachdem der GBA den Sonderstatus des Ruhrgebietes aufgehoben hat, wird nun der Weg für mehr Arztsitze frei. Diese sollen allerdings schrittweise, über einen Zeitraum von zehn Jahren zur Verfügung stehen.

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DÜSSELDORF. Im Ruhrgebiet wird es künftig rund 570 neue Hausarztsitze geben, davon rund 215 im nordrheinischen Teil. Das berichtete der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) Dr. Frank Bergmann auf der Vertreterversammlung in Düsseldorf.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) hatte vor kurzem den Sonderstatus des Ruhrgebietes bei der Bedarfsplanung aufgehoben. Durch die seit 1993 geltenden Sonderregelungen werden in der Region mit vielen aneinander grenzenden Städten geringere Arztzahlen zugrunde gelegt.

Während seit 2013 bundesweit die Messzahl 1671 Einwohner pro Hausarzt gilt, sind es im Ruhrgebiet 2134. Das IGES-Institut hatte in einem Gutachten im Auftrag des GBA zur Versorgungssituation im Ruhrgebiet festgestellt, dass es keine tragfähigen Argumente für eine weitere Schlechterstellung gibt. Die bundesweiten Messzahlen werden dort allerdings nicht auf einen Schlag eingeführt. In den nächsten zehn Jahren sollen jährlich rund 40 Hausarztsitze hinzukommen. "Mit dieser Übergangsregelung erreichen wir, dass die hausärztliche Versorgung regional gut steuerbar bleibt und gleichzeitig Verwerfungen und großflächige Sogeffekte aus anderen Regionen vermieden werden", hatte zuvor GBA-Chef Professor Josef Hecken die Entscheidung begründet.

Die KVNo und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe hatten im Vorfeld vor einer sofortigen Umstellung gewarnt. Sie befürchten, dass die großen Ruhrgebietsstädte für Hausärzte attraktiver sein könnten als unterversorgte ländliche Regionen. "Das ist ein Kompromiss, mit dem wir hoffentlich leben können", sagte KVNo-Chef Bergmann. Jeder Sitz, der geöffnet wird, stehe in Konkurrenz mit allen anderen offenen Sitzen in Nordrhein. Die Streckung über mehrere Jahre werde die negativen Effekte aber abmildern.

Nach dem GBA-Beschluss entstehen zum 1. Januar 2018 im Ruhrgebiet 85 neue Zulassungsmöglichkeiten für Psychotherapeuten, davon rund 50 in Nordrhein. Eine Anpassung an die bundesweiten Werte hätte ein Plus von 300 Sitzen bedeutet, betonte die Vorsitzende der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung Barbara Lubisch auf der KVNo-VV. "Das ist immer noch keine Versorgung wie im Bundesgebiet." Auch Bergmann findet, dass ein paar mehr Sitze nicht geschadet hätten. Die Sonderregelungen für die spezialisierte fachärztliche Versorgung entfallen künftig. Für die Bedarfsplanung in der allgemeinen fachärztlichen Versorgung bleibt ein wichtiges Element des Sonderstatus dagegen erhalten: Es wird eine einheitliche Verhältniszahl je Arztgruppe für alle Planungsbereiche geben und keine Ausdifferenzierung zwischen größeren und kleineren Städten. (iss)

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