Maßnahmenpaket

Neuer Hessenpakt setzt auf Fachkräfte-Sicherung

Um den zunehmenden Schwierigkeiten bei der Personalrekrutierung zu begegnen, haben hessische Institutionen ein Maßnahmenbündel vereinbart.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:
Kammerpräsident Dr. Edgar Pinkowski, Sozialminister Stefan Grüttner und der KV-Vorstandsvorsitzende Frank Dastych (von links) bei der Unterzeichnung des Hessischen Gesundheitspakts 3.0.

Kammerpräsident Dr. Edgar Pinkowski, Sozialminister Stefan Grüttner und der KV-Vorstandsvorsitzende Frank Dastych (von links) bei der Unterzeichnung des Hessischen Gesundheitspakts 3.0.

© HMSI

WIESBADEN. Der Hessische Gesundheitspakt geht in die dritte Runde. Am Montag unterzeichneten Vertreter aus Landesregierung, Wissenschaft, Kommunalpolitik, Kassen und Ärzteschaft eine Vereinbarung, die für die Jahre 2019 bis 2022 vor allem die Themen Fachkräftesicherung im ärztlichen Bereich wie auch in den Gesundheits- und Pflegeberufen und die sektorenübergreifende Versorgung beinhaltet.

„Mit diesem neuen Maßnahmenpaket gehen wir den seit 2012 eingeschlagenen, erfolgreichen Weg engagiert weiter und setzen mit neuen Initiativen die richtigen inhaltlichen Akzente“, sagte Hessens Sozialminister Stefan Grüttner (CDU).

Hatte der erste im November 2011 geschlossene Hessenpakt ein Maßnahmenbündel zur Gestaltung dieses Strukturwandels zum Inhalt, ging die zweite Auflage im Jahr 2015 intensiv auf die Förderung der Allgemeinmedizin und der Niederlassung in ländlichen Regionen des Bundeslandes ein.

Daraus resultierende Maßnahmen wie das Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Hessen und die Famulatur-Förderung in Landarztpraxen sollen laut des neuen Papiers ausdrücklich weitergeführt werden.

Trainings für Praxis-Übergabe

Die Pakt-Partner

KV Hessen, Landesärztekammer Hessen, Junge Hessische Allgemeinmedizin (HESA), Hessische Krankenhausgesellschaft, Hessischer Apothekerverband, Landesapothekerkammer, Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen, Landesverband privater Anbieter sozialer Dienst, Landesverbände der Krankenkassen und Ersatzkassen, Hessischer Landkreistag, Hessischer Städtetag, Hessischer Städte- und Gemeindebund, Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Uni Frankfurt Abteilung Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin der Uni Marburg, Hessische Landesregierung.

Als neue, zusätzliche Maßnahmen zur Stärkung der Allgemeinmedizin stellten die Beteiligten nun ein Praxis-Übergabe- und Übernahme-Coaching vor sowie Maßnahmen, um Quer- und Wiedereinsteiger zu gewinnen. Da die Arbeit des Kompetenzzentrums zu einer deutlichen Attraktivitätssteigerung der Allgemeinmedizin beigetragen habe, sollen die dort entwickelten Instrumente und Maßnahmen auch auf andere grundversorgende Facharztgruppen ausgeweitet werden, so die Paktpartner.

Damit die Integration ausländischer Ärzte besser gelingt, sollen zu den allgemeinen Sprachkursen auch praxisbezogene Schulungen zur medizinischen Fachsprache angeboten werden. „Medizin kann man nur betreiben, wenn man den Patienten auch versteht“, so Landesärztekammer-Präsident Dr. Edgar Pinkowski.

Um dem steigenden Bedarf an Pflegekräften Herr zu werden, sollen im Inland mittels verschiedener Initiativen junge Menschen für Pflegeberufe begeistert, Wiedereinsteiger gewonnen, aber auch Studien- und Ausbildungsabbrecher von einer Berufsalternative überzeugt werden. Einig sind sich die Beteiligten zudem, dass zusätzliche Fachkräfte aus dem Ausland geholt werden müssen.

Helfen soll dabei das im Juni dieses Jahres eröffnete Zentrum zur Anwerbung und nachhaltigen Integration internationaler Pflege- und Gesundheitsfachkräfte (ZIP). Das Zentrum hilft hessischen Pflege- und Gesundheitsinstitutionen, die internationale Fachkräfte suchen, mit Beratung und Veranstaltungen.

Die sektorenübergreifende Versorgung soll mit Hilfe von bis Ende 2019 zu erstellenden „Regionalen Gesundheitsreporten“ koordiniert werden. Diese sollen eine Bestandsaufnahme aller versorgungsrelevanten Strukturen und zentralen Morbiditätsindikatoren bieten und allen Partnern zur Verfügung stehen. Der Informationsaustausch zwischen den Partnern soll verbessert werden, um bei regionalen versorgungsverändernden Prozessen schneller reagieren zu können. Um die Chancen der Digitalisierung dafür zu nutzen, wollen die Partner eine eigene Arbeitsgruppe gründen.

Mehr Medizinstudienplätze

Einig sind sich die Beteiligten, dass die Zahl der Medizinstudienplätze erhöht werden müsse. Ein erster Schritt ist die Umwandlung von 185 Teil- in Vollstudienplätze an der Philipps-Uni Marburg.

Um den Öffentlichen Gesundheitsdienst zu stärken, sieht der Pakt vor, Studenten bereits im Studium für den Bereich ÖGD zu interessieren und Famulatur-Abschnitte in hessischen Gesundheitsämtern finanziell zu fördern.

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