Hoppe sieht Scheinheiligkeit bei Wartezeitendebatte

DÜSSELDORF (iss). Kritiker der längeren Wartezeiten von gesetzlich versicherten Patienten zeigen nach Einschätzung von Professor Jörg-Dietrich Hoppe in der öffentlichen Diskussion eine gewisse Scheinheiligkeit.

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"Dabei werden Unterschiede im Vergleich von GKV und PKV zur ungerechten ,Zweiklassenmedizin‘ hochstilisiert, während Unterschiede innerhalb der GKV offenbar gesunder Wettbewerb und daher förderungswürdig sind", sagte der Präsident von Bundesärztekammer und Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo) auf der ÄKNo-Kammerversammlung in Düsseldorf.

Hoppe verwies auf das Medizinische Versorgungszentrum Atrio-Med der Techniker Krankenkasse (TK). Bei den dort tätigen Fachärzten sollen TK-Versicherte innerhalb von fünf Werktagen einen Termin erhalten und nicht länger als 30 Minuten warten. "Unsere Bundesgesundheitsministerin hat das als fortschrittlich gepriesen", sagte Hoppe. Ungleichheiten innerhalb der GKV seien offenbar in Ordnung, während sie an der Grenze von GKV und PKV von Übel seien. "Das ist logisch ein bisschen schwierig nachzuvollziehen."

Er kritisierte die Untersuchung des Kölner Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie zu Wartezeiten von gesetzlich und privat versicherten Patienten und die politische Debatte über die Ergebnisse. "Hier wird eine Ungleichheit, die zweifellos vorhanden ist, von denjenigen hochgespielt, die durch ihre eigene Politik der Rationierung Wartezeiten herbeiführen." Mit "Pseudowissenschaft" versuchten offensichtlich einige, den Weg frei zu machen für eine Zerstörung der PKV, sagte Hoppe.

Wer glaube, er können die finanziell marode GKV durch Eingliederung der PKV sanieren, sei aber auf dem Holzweg. "Eine Abschaffung des bewährten Dualismus der Versicherungssysteme würde doch nur eine Verschlechterung der Versorgungsqualität insgesamt bedeuten." Nach Einschätzung des Kammerpräsidenten hat das bessere Niveau in der PKV einen positiven Effekt auf die GKV.

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