Mehr Geld bei guter Qualität - das dauert

BERLIN (ble). Zwischen der KBV und den Krankenkassen gibt es offenbar unterschiedliche Auffassungen über Tempo und Umfang der Einführung qualitätsabhängiger Honorarzuschläge in der ambulanten Versorgung. Das wurde in der vergangenen Woche auf der Veranstaltung "KBV kontrovers" zum Thema "Pay for Performance" in Berlin deutlich.

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Praxen, die hohe Qualität anbieten, sollen belohnt werden.

Praxen, die hohe Qualität anbieten, sollen belohnt werden.

© Foto: G. Breuer

Ab 2009 können Kassen und KBV bei der kollektivvertraglichen Versorgung Honorarzuschläge für besondere Qualität vereinbaren. Seit vergangenem Jahr arbeitet die KBV unter dem Projektnamen "AQUIK" mit Hochdruck an einem Set indikationsbezogener Qualitätsparameter, mit dem eine erfolgsabhängige Bezahlung möglich werden soll. AQUIK steht dabei für "Ambulante Qualitätsindikatoren und Kennzahlen" (wir berichteten).

Techniker Krankenkasse will noch warten

Auf der Veranstaltung traten die Unterschiede darüber, wie diese Regelung konkret umgesetzt werden soll, zwischen KBV-Chef Dr. Andreas Köhler und seinem Gesprächspartner Dr. Christoph Straub, Vizechef der Techniker Krankenkasse, deutlich zutage. So kann sich Köhler den Einstieg in eine erfolgsorientierte Vergütung in Einzelbereichen schon heute vorstellen. Als Beispiel nannte er Zusatzhonorare für Ärzte je nach Impfstatus ihrer Patienten. Ebenso sind für Köhler KV-weite und auch arztgruppenspezifische Honorarmodelle möglich.

TK-Vize Straub sprach sich allerdings dafür aus, mit einem Einstieg in eine qualitätsorientierte Vergütung so lange zu warten, bis ein ausreichend großes Set an validierten Indikatoren zur Verfügung steht. Für ihn ist Pay for Performance zudem immer nur auf der Basis integrierter fachgruppenübergreifender Versorgungskonzepte vorstellbar.

Zudem müsse es zwischen den Partnern vorab Einigung über die Auswahl von Krankheiten und die Transparenz von Qualität geben. Straub schlug vor, die Zusatzhonorare aus einem separaten Honorartopf auszuzahlen. Einen Einstieg in das Konzept auf KV-Ebene lehnte er ab. Zunächst gelte es, mit begrenzten Projekten zu beginnen. Straub räumte ein, dass sich seine Lust, sich mit der erfolgsorientierten Vergütung zu beschäftigen, angesichts der Einführung des Gesundheitsfonds in Grenzen halte.

Für KBV-Chef Köhler ist bei einem erfolgreichen Einstieg in das neue Vergütungs-Konzept unerlässlich, dass die Ärzteschaft Zutrauen in online-basierte Dokumentationssysteme gewinnt. Hier sieht er noch gravierende Vorbehalte unter den Kollegen, da viele Ärzte beim Thema EDV sofort an die elektronische Gesundheitskarte dächten. Doch sei Pay for Performance ohne eine computergestützte Qualitätserfassung nicht möglich. Immerhin wollen KVen und KBV noch in diesem Jahr 20 000 Ärzte online vernetzen.

Benachteiligung und Risikoselektion sind auszuschließen

Köhler zufolge gilt es vor der Einführung des Honorarkonzepts zudem noch einige weitere Klippen zu umschiffen: So müsse sowohl eine Risikoselektion durch die Ärzte als auch eine Benachteiligung von Ärzten mit niedrigen Fallzahlen verhindert werden, forderte Köhler. Dem stimmte auch Straub zu. Zudem müssten auch die Ärzte, die die Zielvorgaben bereits jetzt erfüllten, von Pay for Performance profitieren. "Alles andere werden wir den Ärzten nicht vermitteln können." Köhler bekräftigte seine persönliche Auffassung, dass Ärzte, die weniger Qualität abliefern, auch weniger Honorar bekommen sollten.

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