TV-Kritik

Bei "Hart aber fair" hatte die Fairness nur Platz im Titel

Bei "Hart aber fair" schürte Moderator Frank Plasberg Ängste, statt über das komplizierte Gesundheitswesen aufzuklären.

Von Anja Krüger Veröffentlicht:

Vor der Sendung "Hart aber fair" am vergangenen Mittwoch bekommt Moderator Frank Plasberg eine E-Mail von seinem Arzt. Der Mediziner bittet um faire Behandlung der Ärzte in der Diskussion, schließlich sei der Talkmaster auch in seiner Praxis fair behandelt worden. "Tun wir, Dr. Schneider", versichert Plasberg zu Beginn der Talkrunde. Doch das ist zu viel versprochen.

Über die anklagende Frage "Erstklassig kassieren, zweitklassig kurieren - wer stoppt Dr. Maßlos?" debattieren Medizinrechtler Jörg Heynemann, Schauspielerin Caroline Beil (der gesetzlich versicherte Vater der Privatpatientin ist an Lungenkrebs gestorben) und drei Ärzte: Dr. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Arno Theilmeier, niedergelassener Internist, und der SPD-Gesundheitspolitiker Professor Karl Lauterbach.

Wie viel Ärzte wirklich verdienen, bleibt ebenso im Unklaren wie die Hintergründe der, wie Plasberg sie nennt, "Vorratsproteste" der Mediziner gegen das neue Honorarsystem. "Ärzte haben Angst, im neuen System unterzugehen", sagt Windhorst. Warum das so ist, durften er und sein Kollege aber nicht erklären. Als Theilmeier "Regelleistungsvolumina" erläutern will, wird er abgewürgt - obwohl Plasberg sonst größten Wert auf die Übersetzung von Insider-Begriffen legt. Statt aufzuklären schürt die Sendung Ängste. Die Botschaften: Viele Ärzte nehmen sich keine Zeit, behandeln Patienten nicht nach dem neuesten Stand der Wissenschaft, bilden sich nicht vernünftig fort und machen aus Bequemlichkeit schlimme Fehler - kein Wunder, dass es zu Kunstfehlern kommt.

Transportiert werden diese Botschaften von dem SPD-Politiker Lauterbach, dessen Geschäftsmodell die Stimmungsmache gegen Ärzte und das Schlechtreden des Gesundheitswesens ist. Dass er es mit seinen Recherchen nicht immer so genau nimmt, erkennt auch der unkundige Zuschauer am Ende der Sendung. Auf die Frage des Moderators, mit wem aus der Runde die Diskutanten gerne mal tauschen würden, sagt Lauterbach: "Mit Herrn Windhorst. Dann könnte ich Porsche fahren." Windhorst fährt einen BMW.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom