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Das Opfer des Schweigens

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

Psychische Erkrankungen fallen in Hausarztpraxen oft dem Schweigen zum Opfer: Der Patient verschweigt den wahren Grund seines Besuchs, der Arzt fragt nicht, ob er neben den somatischen Beschwerden weitere Probleme hat.

Der aktuelle Gesundheitsmonitor der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass Hausärzte häufig die Chance verspielen, psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen frühzeitig zu erkennen. Die Mediziner dürfen sich nicht darauf verlassen, dass die Patienten von sich aus psychische Beeinträchtigungen thematisieren. Die Kranken geben zwar häufig zu, dass sie nicht den Mut hatten, den Arzt direkt anzusprechen. Das heißt aber nicht, dass sie über ihre Probleme nicht reden wollen - sie warten auf den ersten Schritt des Arztes.

Für Hausärzte liegt hier eine große Chance. Sie sind auch bei psychischen Erkrankungen der Ansprechpartner der Wahl für die überwiegende Zahl der Patienten. Von ihnen hängt es ab, ob die Kranken rechtzeitig die richtige Therapie erhalten. Von ihrem Verhalten hängt aber auch ab, wie sich das weitere Verhältnis zu den Patienten gestaltet. Gerade wer nicht von selbst über die Erkrankung redet, beurteilt den Arzt sehr kritisch. Entscheidet sich der Hausarzt für das Schweigen, leidet das Vertrauen.

Lesen Sie dazu auch: Psychische Erkrankungen bleiben häufig unentdeckt

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