"Die Innere Medizin wird immer wichtiger"

Keine Nachwuchsprobleme, und dennoch müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Der Internisten- verband will die Politik stärker in die Pflicht nehmen.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:

Die Zahl der Internisten in Klinik und Praxis ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Dennoch warnt der Berufsverband Deutscher Internisten BDI davor, dass sich dieser Trend umkehren könnte. Die BDI-Spitze fordert daher von der Politik eine stärkere finanzielle Beteiligung an der Weiterbildung und begründet dies unter anderem mit der demografischen Entwicklung.

Viele junge Kollegen hätten erkannt, dass die Innere Medizin ein Fach mit Zukunft ist, sagte BDI-Präsident Dr. Wolfgang Wesiack in einem Pressegespräch in Berlin. Allein im niedergelassenen Bereich entfielen auf Allgemein-Internisten und Spezialisten etwa 20 Prozent des Honorars. Und: Jeder vierte Hausarzt ist ein hausärztlich tätiger Kollege, zitiert Wesiack eine aktuelle Statistik der Bundesärztekammer.

Wie wichtig die internistische Profession auch für den stationären Bereich sei, lasse sich an der Zahl der Betten ablesen. In 40 Prozent aller Betten liegen Patienten mit internistischen Erkrankungen. Wesiack: "Die Bedeutung der Innere Medizin wird auch beim Morbi-RSA deutlich. Von den über 80 Erkrankungen sind 50 internistische Erkrankungen."

Angesichts solcher Zahlen blicke der Verband zwar positiv in die Zukunft. Dennoch sieht der BDI die finanzielle Ausstattung des Systems eher düster. Wie Professor Jörg-Dietrich Hoppe fordert auch Wesiack eine Erhöhung des Anteils der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt, die aktuell bei etwa 6,5 Prozent liegen. In skandinavischen Ländern liege dieser Anteil bei neun Prozent.

Die Auswirkungen der Demografie werden noch unterschätzt.

"Wenn Professor Rürup das Gesundheitswesen als stabilisierenden Faktor in der aktuellen Wirtschaftskrise bezeichnet, dann sollten dieser Erkenntnis Taten folgen", ergänzen die beiden BDI-Vizes Dr. Wolf von Römer und Professor Malte Ludwig. Voraussetzung dafür sei die Bereitschaft, die Strukturen zu verändern. Diese Bereitschaft erwartet Ludwig aber auch von seinen Kollegen: "Gerade mit Blick auf die Beschäftigung von Ärztinnen in Kliniken müssen wir dem veränderten Familienbild endlich Rechnung tragen."

In diesem Zusammenhang plädiert die BDI-Führungsspitze für eine stärkere finanzielle Beteiligung der Politik an der Weiterbildung. Dieses Geld müsse zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Von Römer sieht darin eine sinnvolle Investition in die Zukunft. Denn: "Ich befürchte, dass wir uns zu wenig Gedanken darüber machen, was im Zuge der demografischen Entwicklung auf uns zukommt. Wir werden es mit einer Vielzahl polymorbider Patienten zu tun haben, die primär vom Internisten betreut werden können." Er kündigte an, dass der Verband hierzu in Kürze konkrete Vorschläge vorlegen werde.

Entsprechende Aktivitäten erwartet der BDI auch von der Politik, wobei die Wahrscheinlichkeit eines Kurswechsels in der Gesundheitspolitik bei einem Fortbestehen der großen Koalition nach den Bundestagswahlen als sehr gering eingeschätzt wird. Von einer bürgerlich-liberalen Mehrheit erhofft sich der Verband zumindest eine größere Bereitschaft zur Veränderung. Im Mittelpunkt der BDI-Forderungen stehen die bereits von der Allianz Deutscher Ärzteverbände verabschiedeten Wahlprüfsteine unter anderem nach Kostenerstattung, einem Gesundheitsrat und einem Grundleistungskatalog.

Internistentag im September

Zum zweiten Mal nach 2007 veranstaltet der BDI vom 24. bis 26. September den Deutschen Internistentag. Im Unterschied zum Internistenkongress steht der Internistentag in Berlin, im Langenbeck-Virchow-Haus, im Zeichen der Gesundheitspolitik. Darüber hinaus gibt es Fortbildungsveranstaltungen zu vielen internistischen Schwerpunkten. Einen ganzen Nachmittag (24.9.) will man sich der Nachwuchsförderung und der Weiterbildung in der Inneren Medizin widmen.

www.internistentag.de

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