Abstimmung über Zukunft der Kammerchefin vertagt

Im Saarland brodelt es bei der Psychotherapeutenkammer. Der Führungsstil von Kammerchefin Ilse Rohr ist stark umstritten. Ende August soll jetzt entschieden werden, wie es an der Saar weiter geht.

Andreas KindelVon Andreas Kindel Veröffentlicht:
Journalisten waren nicht erwünscht.

Journalisten waren nicht erwünscht.

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SAARBRÜCKEN. Die saarländische Psychotherapeutenkammer hat ihre Entscheidung über die Abwahl von Kammer-Präsidentin Ilse Rohr vertagt. Mit 16 gegen vier Stimmen entschieden die Vertreter auf ihrer Versammlung am vergangenen Montagabend in Saarbrücken, über die Zukunft ihrer Präsidentin nun am 31. August abzustimmen.

"Ärzte Zeitung" von der Sitzung ausgeschlossen

Die Vertreterversammlung hatte zu Beginn der Sitzung die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Der Korrespondent der "Ärzte Zeitung" musste den Saal verlassen. Kammer-Präsidentin Rohr hatte zur Begründung auf das Saarländische Heilberufekammer-Gesetz verwiesen. Allerdings heißt es dort: "Sitzungen der Vertreterversammlung sind öffentlich". Nur wenn dem "Rücksichten auf das Wohl der Allgemeinheit" oder "berechtigte Interessen Einzelner" entgegenstehen, darf intern beraten werden.

Wie die "Ärzte Zeitung" aus der Versammlung erfuhr, wurde der Kammer-Präsidentin auf dem rund vierstündigen Treffen ein autoritärer, wenig integrierender und teils beleidigender Führungsstil vorgeworfen. 14 der 21 Mitglieder der Vertreterversammlung hatten im Vorfeld beantragt, das Thema "Neuwahlen" auf die Tagesordnung zu setzen. Rohr wiederum beklagte sich auf der Versammlung den Informationen zufolge darüber, dass Vorstandsmitglieder hinter ihrem Rücken mit Saar-Gesundheitsminister Gerhard Vigener (CDU) gesprochen hätten.

Brief der Präsidentin an die Vertreter

Rohr hatte sich zuvor bereits in einem Brief an die Mitglieder der Psychotherapeutenkammer verteidigt. "Reale Vorfälle, die eine derart gravierende Maßnahme notwendig machen würden, hat es nicht gegeben", schrieb die Kammer-Präsidentin. "Keiner hat goldene Löffel geklaut, niemand ist mit der Kammer-Kasse durchgebrannt". Unterschiedliche Vorstellungen über die Kammer-Politik gehörten in den Alltag jeder Kammer. Gerade die Psychotherapeuten sollten aber in der Lage sein, Konflikte konstruktiv zu lösen. Schließlich sei dabei ihre ureigene berufliche Kompetenz gefragt.

Rohr wurde erst im Februar im Amt bestätigt

Rohr führt die saarländische Psychotherapeutenkammer seit ihrer Gründung im Jahr 2004. Die Diplom-Psychologin war erst im Februar für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt worden. Die Psychotherapeutenkammer vertritt im Saarland mehr als 400 Mitglieder.

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