Kommentar
Abrüstung und weniger Emotionen
Vor zehn Jahren hatten die europäischen Bildungsminister ein Ideal vor Augen: Ein gemeinsamer Hochschulraum sollte geschaffen werden, in dem es möglich wird, ein dreijähriges Bachelor-Studium in Spanien zu absolvieren, ein zweijähriges Master-Programm in England draufzusetzen, dies mit einem Doktor aus Deutschland zu krönen und schließlich in Italien zu arbeiten.
Zehn Jahre später ist man in Deutschland ernüchtert: Die Umstellung hat in den Geistes- und Sozialwissenschaften selten funktioniert, die Studiengänge mit Staatsexamen - Medizin, Jura und Lehramt - sind noch nicht reformiert. Und die Frage "Wie hältst du es mit dem Bachelor?" wird zum Generationenkonflikt.
Die Medizinischen Fakultäten müssen aufpassen, dass sie nicht die letzten sind, deren Studiensystem umgestellt wird. Doch auch wenn der Wille einiger Hochschuldekane noch so groß ist, sie können das Boot nicht alleine lenken. Vor allem die Ärztekammern müssen als Partner am Ruder dabei sein, damit nicht nur die strukturelle, sondern auch die inhaltliche Reform nach dem Bologna-Prozess klappt.
Dafür ist im Moment eins nötig: verbale Abrüstung und eine Entemotionalisierung - auf beiden Seiten.
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