KBV warnt vor drohendem Ärztemangel

BERLIN (hom). In Deutschland droht in den nächsten Jahren ein eklatanter Mangel an niedergelassenen Ärzten. Prognosen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zufolge müssen allein in den nächsten fünf Jahren knapp 28 000 Arztsitze neu besetzt werden.

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Knappes Gut: Laut KBV müssen demnächst tausende Arztsitze neu besetzt werden.

Knappes Gut: Laut KBV müssen demnächst tausende Arztsitze neu besetzt werden.

© Foto: ill/sth

Bis zum Jahr 2019 könnten sogar rund 58 400 Arztsitze im niedergelassenen Sektor vakant sein, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler am Dienstag in Berlin. Das seien mehr als die Hälfte aller Vertragsarztsitze. Zwar habe es zuletzt noch einen Anstieg bei den Arztzahlen gegeben. In den kommenden Jahren aber werde sich die Situation dramatisch zuspitzen. Insbesondere Hausärzte würden dann knapp.

Als Grund für den drohenden Arztmangel führte Köhler die demografische Entwicklung an. "Die Ärzteschaft ist überaltert." Angesichts dieser Entwicklung müsse die derzeitige Versorgungsplanung für Haus- und Fachärzte dringend reformiert werden. "Die Versorgungsplanung muss flexibler werden und die besonderen Bedürfnisse von Dörfern, Klein-, Mittel- sowie Großstädten berücksichtigen", betonte Köhler. Für strukturschwache Regionen regte er eine Filialisierung an: Haus- und Fachärzte könnten dabei im Wechsel und an bestimmten Tagen in Arztstationen Patienten versorgen. Finanziert werden sollten die Einrichtungen von den Gemeinden. Dass in fünf Jahren noch in jedem Dorf ein Hausarzt rund um die Uhr praktiziere, sei ein wenig realistisches Szenario, so Köhler. "Dafür fehlen schlichtweg die Ärzte."

Um den Beruf des Arztes attraktiver zu machen, plädiert die KBV zudem für eine neue Art der Vergütung. Vertragsärzte sollten nicht länger pauschal nach Fallzahlen, sondern nach dem Aufwand an Zeit honoriert werden, den sie für einen Patienten benötigen. "Mehr Geld muss das nicht zwingend kosten", betonte Köhler.

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