MVZ an Kliniken sorgen im Norden für miese Stimmung

Veröffentlicht:
Dr. Andreas Bobrowski, Laborarzt der KV Schleswig-Holstein.

Dr. Andreas Bobrowski, Laborarzt der KV Schleswig-Holstein.

© di

BAD SEGEBERG (di). Die niedergelassenen Fachärzte im Norden plagen Zukunftsängste. Klinikbetreiber tragen dazu erheblich bei.

Deutliche Worte in Richtung Krankenhauskonzerne richtet Laborarzt Dr. Andreas Bobrowski, der in der KV Schleswig-Holstein als Sprecher im Fachausschuss Fachärzte aktiv ist.

Er beobachtet aktuell, dass Kliniken wieder vermehrt MVZ gründen, in denen ausschließlich angestellte Ärzte arbeiten. "Hier nutzen industriell organisierte Klinikkonzerne, die durch Investoren mit ausreichend Finanzmitteln ausgestattet sind, die honorarpolitische Verunsicherung und die zunehmend schlechteren Zukunftschancen der in freiberuflicher Tätigkeit niedergelassenen Ärzte aus", sagte Bobrowski. Besonders in den Städten sieht er diese Entwicklung, mit der nach seiner Einschätzung finanzielle Mittel aus dem ambulanten Bereich in die Kliniken umgeleitet werden sollen.

Weiterer Kritikpunkt des Facharztes: Für denselben Zweck wird nach seiner Ansicht auch der Paragraf 116 b von den Kliniken "missbraucht". Denn nach seiner Einschätzung sind längst nicht alle unter diesem Paragrafen erbrachten Leistungen der - wie vom Gesetzgeber gefordert - hoch spezialisierten fachärztlichen Versorgung zuzurechnen. Bobrowski zeigte sich enttäuscht, dass es bislang nicht gelungen ist, den niedergelassenen Ärzten ein Stimmrecht bei den Genehmigungen für diese Leistungen einzuräumen. Zudem vermisst er Transparenz über die Honorarentwicklung für die Leistungen nach Paragraf 116 b, über die Einhaltung der Qualitätsstandards und der Mindestmengen.

Der Lübecker Laborarzt sieht Schleswig-Holstein, das sich einst einer Vorreiterrolle in der Verständigung der Sektoren zum Paragrafen 116 b gerühmt hatte, inzwischen auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Von den Krankenkassen ist Bobrowski in diesem Zusammenhang ebenfalls enttäuscht: "Auch wenn die Kassen mittlerweile merken, auf welch ein gefährliches Spiel sie sich mit den Krankenhäusern eingelassen haben, ist eine Einsicht oder Abkehr von dieser völlig falschen Entwicklung noch nicht in Sicht", so seine Einschätzung.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Konsens hilft der Konkurrenz

Mehr zum Thema

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Abrechnung

SpiFa meldet sich zu Hybrid-DRG

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert