Gute Noten für die Gesundheitsversorgung

Ein deutlicher Trend: Ärzte und Bevölkerung sind durchaus mit dem Gesundheitssystem zufrieden. Was bleibt, ist die Angst vor der Zukunft.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:

BERLIN. Kritiker beklagen Kostenexplosion und Ärztemangel - die Bevölkerung ist mit der Gesundheitsversorgung jedoch durchaus zufrieden und verteilt mehrheitlich gute Noten.

Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Finanzdienstleisters MLP hervor, deren Ausarbeitung von der Bundesärztekammer unterstützt wurde.

Demnach ist die Zufriedenheit sogar gewachsen: 70 Prozent der Versicherten findet das Gesundheitssystem gut oder sehr gut. 2009 waren es noch 64 Prozent.

Auch Ärzte urteilen über Gesundheitssystem und Versorgung deutlich positiver als noch im Jahr zuvor. 88 Prozent der Ärzte empfinden das Gesundheitssystem als sehr gut oder gut. 2009 waren es 82 Prozent.

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Lediglich elf Prozent sind derzeit nicht zufrieden. Die Geschäftsführerin des Meinungsforschungsinstituts Allensbach, Professor Renate Köcher, führt diese positive Entwicklung darauf zurück, dass es trotz der kürzlich verabschiedeten Gesundheitsreform zu keinen Leistungseinschnitten gekommen ist.

Jedoch bleibe die Angst vor der Zukunft - sowohl bei Ärzten, als auch bei den Versicherten, so Köcher: "Die Erwartungen für die Zukunft sind ausgesprochen pessimistisch."

81 Prozent der Bevölkerung sind der Studie zufolge skeptisch, dass die Gesundheitsversorgung dauerhaft gesichert werden kann. 66 Prozent der Ärzte fürchten vor allem einen steigenden Kostendruck. Aus ihrer Sicht könnte dadurch die Qualität der medizinischen Versorgung beeinträchtigt werden.

Der Vize der Bundesärztekammer Dr. Frank Ulrich Montgomery wies sich in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich viele Ärzte in ihrer Therapiefreiheit bedroht fühlten: "Dass muss die Politik bei ihren Beratungen für ein Versorgungsgesetz mit berücksichtigen", so seine Forderung.

Trotz vieler positiver Trends sieht auch MLP-Vorstand Dr. Uwe Schroeder-Wildberg weiteren Reformbedarf seitens der schwarz-gelben Koalition. Nur eine Reform alleine könne nicht alle "Wunden" des Gesundheitssystems auf einmal heilen.

Viele Patienten hätten nach wie vor den Eindruck, dass es Einschränkungen bei der Behandlung gäbe, ergänzte Köcher. Das betreffe mit 46 Prozent vor allem die gesetzlich Versicherten (PKV-Versicherte zehn Prozent) sowie Geringverdiener (52 Prozent).

Auch kranke Menschen teilen diese Sorge (57 Prozent). Gleichzeitig gab mehr als jeder zweite Arzt an, medizinische Behandlungen zu verschieben, weil das Budget erschöpft sei. Montgomery sieht darin "eine Abrechnung der Ärzte mit der verfehlten Gesundheitspolitik der alten Bundesregierung".

Es handle sich ausschließlich um Leistungen, die sich auch verschieben ließen. Die Patienten erhielten in jedem Fall eine medizinische notwendige Versorgung. Für den MLP Gesundheitsreport wurden etwa 1800 Versicherte und 500 Ärzte befragt.

Alle Berichte zum Gesundheitsreport 2010: Im Gesundheitswesen steigt die Stimmung - bei Ärzten und bei Bürgern Arztberuf ist attraktiver geworden - aber bleibt das so? Jeder zweite Arzt rationiert - aber insgesamt bekommt die Medizin gute Noten

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