Ersatzkassen wollen weniger Ärzte - aber die besser verteilen

TK, DAK & Co. wollen lieber bei der Versorgung umsteuern statt noch mehr Geld für mehr Ärzte ausgeben: Die Bedarfsplanung soll reformiert werden. In der Pflege setzen die Kassen auf Reserven -durch höhere Beiträge zur Pflegeversicherung.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Das Kreuzworträtsel ist für die Ersatzkassen schnell gelöst: Die Versorgung der Patienten gehört in den Mittelpunkt, nicht die Arzthonorare.

Das Kreuzworträtsel ist für die Ersatzkassen schnell gelöst: Die Versorgung der Patienten gehört in den Mittelpunkt, nicht die Arzthonorare.

© blickwinkel / imago

BERLIN. Die Ersatzkassen haben sich für 2011 hohe Ziele gesetzt. Sie wollen den Beteiligten des Gesundheitswesens die Augen öffnen: Jetzt dürfe es nicht mehr darum gehen, den Ärzten mehr Honorar zu geben.

Statt- dessen müsse endlich umstrukturiert werden, forderte der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), Thomas Ballast, in Berlin.

Ein wichtiger Aspekt sei dabei das von der schwarz-gelben Koalition geplante Versorgungsgesetz. Ziel müsse allerdings sein, die vorhandenen Kapazitäten in die Regionen umzusteuern, in denen Unterversorgung drohe, so Ballast.

Nach Ansicht der vdek müsse in überversorgten Gebieten die Möglichkeit geschaffen werden, Praxen schließen zu können.

Auch eine ökonomische Steuerung der Arztniederlassungen sei notwendig. In überversorgten Gebieten sollten niedrigere Honorare gezahlt werden, betonte Ballast.

In einem 14-Punkte-Papier hat die Arbeitsgruppe Gesundheit der Unionsfraktion bereits Vorschläge für eine Neuregelung der medizinischen Versorgung in Deutschland gemacht.

Darin wird gefordert, einen regionalen, sektorübergreifenden Versorgungsausschuss zur Bedarfsplanung einzurichten.

"Ein solch übergreifendes Gremium ist sicherlich sinnvoll, wenn es um die Lösung regionaler Versorgungsengpässe geht", betonte Ballast.

Vor Ort könnte am besten entschieden werden, ob zum Beispiel "eine kleinräumige Betrachtung angezeigt" sei.

Eine Beteiligung an einem Ausschuss heiße allerdings auch, "finanziell in die Verantwortung zu gehen", warnte Ballast.

Der Versorgungsausschuss dürfe kein "Dauergremium" werden, sondern nur bei drohender Unterversorgung eingesetzt werden.

Nach Ansicht des CDU-Gesundheitspolitikers Rolf Koschorrek soll sich die künftige Bedarfsplanung an der Morbidität der Bevölkerung orientieren.

"Alle anderen Parameter passen nicht mehr in die Landschaft", betonte Koschorrek. Kritik der Opposition, das Papier der Union greife in Länderkompetenzen ein, wies er zurück.

Mit Blick auf die gesetzliche Pflegeversicherung sprechen sich die Ersatzkassen für höhere Beitragssätze aus. Damit soll eine Reserve für die Zukunft aufgebaut werden.

"Diese Nachhaltigkeitsreserve soll verpflichtend, kollektiv, einkommensunabhängig und paritätisch finanziert werden", sagte der Verbandsvorsitzende der Ersatzkassen Christian Zahn.

Auf diese Weise könnten Beitragssätze langfristig stabil gehalten werden. Es könne nicht sein, dass Versicherte finanziell die Hauptlast der Reform tragen müssten.

Das Vorhaben, die Finanzierung durch Elemente einer verpflichtenden Kapitaldeckung zu ergänzen, sei falsch. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass 70 Millionen Versicherte individuell eine private Zusatzversicherung abschließen sollen", so Zahn.

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