Rheumaliga beklagt in Berlin einen Versorgungsnotstand, die KV winkt ab

Lange Wartezeiten, steigende Krankheitskosten: Die Rheumaliga hält die Versorgung für prekär. Der Versorgungsvertrag der AOK hat bisher keine Nachahmer gefunden.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
KV-Vize Dr. Uwe Kraffel und Dr. Helmut Sörensen (v. l.).

KV-Vize Dr. Uwe Kraffel und Dr. Helmut Sörensen (v. l.).

© Schulten | Deutsche Rheuma-Liga Berlin

BERLIN. Die Rheumaliga Berlin fordert einen Rheumaplan für die Hauptstadt. Ihrer Auffassung nach herrscht in der Region ein akuter Versorgungsnotstand an Rheumatologen. "Es fehlen die Hälfte der erforderlichen Rheumatologen - sich für mehr Zulassungen bei der Kassenärztlichen Vereinigung stark zu machen, ist ein Politikum", sagte Dr. Helmut Sörensen, Präsident der Deutschen Rheuma-Liga Berlin.

Wartezeiten beim Facharzt von mehreren Monaten, Verzögerungen bei der Diagnosestellung und Therapieeinleitung und ein Anstieg der Krankheitskosten seien die Folgen, teilte die Patientenorganisation mit. "Wir brauchen dringend mehr Rheumatologen und die richtigen Voraussetzungen dafür, dass sich ihre Zahl erhöht - ohne dass dadurch die Vergütung der vorhandenen Rheumatologen sinkt", so Sörensen weiter.

Im Zusammenhang mit dem geplanten Versorgungsgesetz fordert die Rheuma-Liga eine Differenzierung der Bedarfsplanung. Rheumatologen sollten ihren Vorstellungen zufolge explizit als eigene Arztgruppe aufgeführt werden.

"Wir fordern eigene Verhältniszahlen für die Rheumatologie", sagte Professor Erika Gromnica-Ihle, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Rheuma-Liga. Erweiterte Möglichkeiten zur Erteilung von Sonderbedarfszulassungen allein würden das Problem nicht lösen.

Die KV Berlin hält die Forderung nach einer getrennten Erfassung der Internisten nach einzelnen Schwerpunkten in der Bedarfsplanung für sinnvoll. Ob bei einer gesonderten Erfassung der Rheumatologen jedoch für Berlin ein zusätzlicher Bedarf an Ärzten dieses Schwerpunktes ausgewiesen wird, bezweifelt sie.

 Die Zahl der Rheumatologen in der Hauptstadt ist ihren Angaben nach nicht so gering wie von der Rheuma-Liga beklagt. "Wir liegen über dem Bundesdurchschnitt", sagte der Berliner KV-Vize Dr. Uwe Kraffel der "Ärzte Zeitung".

Die KV Berlin hat mit der regionalen AOK bereits 2005 einen Vertrag zur Versorgung von Rheumapatienten geschlossen. Nach Kassenangaben wurden bisher etwa 5000 Patienten in diesem Rahmen versorgt. Bei Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung überweist der Hausarzt an einen Rheumatologen.

Dort erhält der Versicherte binnen 14 Tagen einen Termin. Im Fall einer Rheumadiagnose erfolgt die Therapie in enger Zusammenarbeit mit dem Hausarzt nach einem Therapieplan des Rheumatologen. Von 61 Rheumatologen in Berlin nehmen nach AOK-Angaben 49 an dem Vertrag teil.

Die AOK ist auch nach sechs Jahren noch die einzige Kasse in Berlin, die ihren Versicherten dieses Angebot macht. Die KV Berlin würde es begrüßen, wenn weitere Kassen dem Vertrag beitreten.

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