Köhler gibt Hoffnung auf regionale Honorarangleichung nicht auf

Nach dem aktuellen Entwurf des Versorgungsgesetzes gibt es keine Basis mehr für eine schrittweise Konvergenz der Honorare. KBV-Chef Andreas Köhler gibt sich dennoch optimistisch, dass eine Lösung möglich ist.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
"Sie müssen die Krankheitslast der Versicherten nachweisen": KBV-Chef Andreas Köhler.

"Sie müssen die Krankheitslast der Versicherten nachweisen": KBV-Chef Andreas Köhler.

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DÜSSELDORF. Die regionale Angleichung der Honorare steht weiter in den Sternen. Die Regelungen zur schrittweisen Konvergenz sind im Referentenentwurf für das Versorgungsstrukturgesetz aufgehoben worden.

"Es gibt derzeit keine gesetzliche Legitimation, eine Konvergenz durchzuführen", sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Dr. Andreas Köhler auf der Vertreterversammlung der KV Nordrhein (KVNo) in Düsseldorf.

Lösung weiter möglich

Dennoch hält er eine Lösung weiter für möglich. "Die aktuellen Gespräche zeigen, dass man nach wie vor an einer Konvergenz arbeitet", berichtete er.

Dabei zeichne sich eine mögliche Lösung ab: In den Regionen, in denen die morbiditätsbedingte Gesamtvergütung unter dem Bundesdurchschnitt liegt, soll sie einmalig sockelrelevant angehoben werden. Dabei könnte es bundesweit um einen Betrag von 514 Millionen Euro gehen.

Köhler glaubt, dass die Krankenkassen das bereits im Vorfeld torpedieren wollen. Es sei kein Zufall, dass der GKV-Spitzenverband gerade jetzt eine öffentliche Diskussion über einen angeblichen Anstieg der Arzthonorare um 2,7 Milliarden Euro und eine entsprechende Belastung der Versicherten führe.

Die Berichte der Kassen bezeichnete der KBV-Chef als "infame Aussage" und "schlicht und ergreifend gelogen".

Nicht zu früh freuen

Es sei nicht abzusehen, ob die Politik durch den medialen Widerhall auf die Kassen-Äußerungen verschreckt werde, sagte Köhler. "Ich sehe trotzdem noch gute Chancen, eine Konvergenz zu bekommen."

Gerade die niedergelassenen Ärzte in Nordrhein sollten sich nicht zu früh freuen, dass mit dem Gesetz die ambulanten Kodierrichtlinien vom Tisch sind, so der KBV-Chef. "Die Kodierung wird weiterhin eine Rolle für die Veränderung der Vergütung spielen."

Gerade in Regionen wie Nordrhein, in denen die Zahl der Versicherten zurückgeht, bräuchten die KVen künftig gute Argumente, um bei den Krankenkassen eine höhere Vergütung durchsetzen zu können. Ein Argument sei die Entwicklung der Morbidität, die aber belastbar belegt werden müsste. "Sie müssen die Krankheitslast der Versicherten nachweisen", sagte Köhler den KVNo-Vertretern.

Stabilisierung gefährdet

Die künftige Flexibilisierung und Regionalisierung der Honorarverteilung birgt aus Köhlers Sicht einige Fallen. "Mir macht Sorge, dass es keinen bundesweit verbindlichen Trennungsfaktor für den hausärztlichen und fachärztlichen Versorgungsbereich mehr gibt."

Es sei nicht unproblematisch, wenn die KVen künftig selbst über die Trennung entscheiden. Das könnte die in jüngster Zeit erreichte Stabilisierung gefährden, fürchtet er.

"Wir haben uns gegen Teile der Regionalisierung gewandt": KVNo-Chef Peter Potthoff.

"Wir haben uns gegen Teile der Regionalisierung gewandt": KVNo-Chef Peter Potthoff.

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Die KBV könne zum Thema Vorgaben machen, müsse es aber nicht, sagte Köhler. "Wir werden nach der Sommerpause die KVen fragen, ob wir es machen sollen oder nicht. Da bin ich mal gespannt."

In den KVen mehre sich die Skepsis, ob die von der KBV-Vertreterversammlung beschlossene Regionalisierung wirklich der richtige Weg sei, berichtete Köhler.

Die mit diesem Weg verbundenen Probleme dürfe man jetzt nicht ihm anlasten. Die KVNo sieht sich hier nicht in der Verantwortung. "Wir haben uns ganz offen gegen Teile der Regionalisierung gewandt", betonte der KVNo-Vorsitzende Dr. Peter Potthoff.

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