Ärztemangel legt Kreißsaal lahm

Ein Landkreis, so groß wie das Saarland, muss in zwei Monaten ohne Entbindungsstation auskommen. Der Grund: Ärztemangel. Werdende Mütter müssen nun 30 Kilometer bis zum nächsten Kreißsaal fahren.

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Stiftskirche in Bassum: Der Landkreis hat keine Entbindungsstation mehr.

Stiftskirche in Bassum: Der Landkreis hat keine Entbindungsstation mehr.

© Werner Otto / imago

BASSUM (cben). Keine Ärzte, keine Geburten: Der einzige Kreißsaal im Landkreis Bassum südlich von Bremen wird ab Januar 2012 geschlossen. Das gab Thomas Pilz, Geschäftsführer des St.-Ansgar-Klinikverbunds bekannt.

Der Grund für die Schließung sei Ärztemangel, so der Klink-Chef. Damit ist auch sein Strukturkonzept zum Teil gescheitert.

Mit der geplanten Schließung im Bassumer Krankenhaus hat der Landkreis, der fast so groß ist wie das Saarland, keine Entbindungsstation mehr.

Bislang halfen belegärztliche Gynäkologen

Die werdenden Mütter müssen in die zum Teil mehr als 30 Kilometer entfernten Kliniken in Bremen, Vechta oder Nienburg ausweichen.

"Bisher haben wir den Betrieb mit niedergelassenen Gynäkologen, die als Belegärzte arbeiten, aufrecht erhalten", sagt ein Sprecher des Klinikverbundes der "Ärzte Zeitung".

"Aber eine Gynäkologin ist erkrankt und andere werden sich zurückziehen." Zudem haben zum Jahresende einige Beleghebammen gekündigt.

Klinik würde wirtschaftlich sein können

"Laut unseres Landes-Strukturkonzeptes muss ein Krankenhaus mindestens 250 Geburten haben, um wirtschaftlich und qualitativ die Anforderungen zu erfüllen", sagt Helmut Fricke, Geschäftsführer der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft.

Mit seinen 400 bis 500 Geburten im Jahr, das sind etwa 30 Prozent aller Geburten im Landkreis, habe das Bassumer Haus diese Schwelle spielend genommen.

Mit diesen Zahlen im Rücken konzentrierte der Klinikverbund mit seinen vier Krankenhäusern die Geburten in Bassum und plante dort eine Hauptabteilung. Nun fehlen die Ärzte.

Junge Patientinnen wandern ab

Der Gynäkologe und Belegarzt in Bassum, Dr. Jörg Janzen, vermutet indessen finanzielle Gründe für die Schließung.

In der "Kreiszeitung" sagt er, offenbar seien nicht so viele Frauen zur Entbindung nach Bassum gekommen, wie von der Klinikleitung erhofft.

Vor allem jüngere Schwangere hätten die größeren Häuser in Bremen oder Vechta bevorzugt.

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