Wer soll's richten: Bürger oder Experten?

Der amtierende und ein ehemaliger Landesgesundheitsminister im Norden streiten darüber, wer die Zukunftsdebatte im Gesundheitswesen führen soll.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Professor Günther Jansen und Minister Dr. Heiner Garg (v. l.)

Professor Günther Jansen und Minister Dr. Heiner Garg (v. l.)

© Schnack

KIEL. Für den einen ist die Zukunft der GKV nicht ohne eine gesamtgesellschaftliche Priorisierungsdebatte denkbar, für den anderen muss die Selbstverwaltung den Bürgern in diesen Fragen Verantwortung abnehmen: Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP) und Professor Günther Jansen (SPD), einer seiner Amtsvorgänger, setzen auf unterschiedliche Konzepte bei der Zukunftssicherung der GKV. Deutlich wurde dies beim "Gespräch am Wasser" in der Kieler vdek-Landesvertretung.

Jansen plädierte dafür, dass die Selbstverwaltung in der Priorisierungsdebatte eine stärkere Rolle spielen sollte und Bürger bei der Frage, welche Leistungen die GKV künftig übernehmen sollten, nicht allein zu lassen. Zugleich tritt er für mehr bürgerschaftliches Engagement und ehrenamtliche Hilfe ein.

Garg dagegen forderte eine gesamtgesellschaftliche Debatte, um die mit dem demografischen Wandel verbundenen Fragen nicht nur Experten zu überlassen. Zur künftigen GKV-Finanzierung hält Garg eine Ergänzung der Umlagefinanzierung durch Steuermittel und eine private Kapitaldeckung für erforderlich.

Solche Fragen will Garg auch im diesjährigen Wahlkampf in Schleswig-Holstein thematisieren, gewählt wird am 6. Mai 2012. Man solle die Menschen nicht für "dümmer und uninteressierter halten als sie sind", sagte Garg.

Jansen wäre mit kleinen Fortschritten zufrieden

Jansen hält wenig davon, im Wahlkampf über Gesundheitspolitik zu streiten - er verspricht sich davon keine Lösung. Nach Jahrzehnten in der Gesundheitspolitik ist er schon mit kleinen Fortschritten zufrieden: "Es muss nicht immer der große Wurf sein."

Es ging aber nicht nur kontrovers zu. Gargs Haltung, nicht jede Idee der politischen Konkurrenz zu denunzieren, hätte Jansen wohl genauso unterschrieben wie umgekehrt dessen Forderung nach "Entkomplizierung und Entbürokratisierung" von Garg mitgetragen wird.

Die vielen Herausforderungen für das Gesundheitswesen führen nach Ansicht von vdek-Chef Thomas Ballast schnell zu einem falschen - nämlich negativen - Image des Gesundheitssystems.

Das GKV-System sei aber tatsächlich weltweit anerkannt: "Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass das Gesundheitswesen attraktiv dargestellt wird."

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Medizinforschungsgesetz

Regierung: Ethikkommission beim Bund bleibt unabhängig

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken