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Gelockerte Innovationsbremse

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Die gesetzliche Krankenversicherung bewegt sich wie ein Tanker: Die Richtung zu ändern kann sehr lange dauern. Das bekommen die Praxisnetze zu spüren, die teilweise nach einigen Jahren Erfahrung in Selektivverträgen durchaus evaluierte Erfolge vorweisen können.

Doch Gelegenheit zu beweisen, dass diese Erfolge auch unter anderen regionalen und personellen Konstellationen als in Nürnberg, im Kinzigtal oder in anderen Leuchtturmprojekten dieser Art möglich sind, bekommen diese Innovatoren kaum. Die Kassen zögern, neue Verträge abzuschließen, sie testen, fahren neue Pilotprojekte und evaluieren weiter.

Der vorsichtige Umgang mit Versichertengeldern ist ja durchaus zu verstehen. Die innovativsten der Netze, die letztlich nichts anderes als mittelständische Unternehmen mit niedergelassenen Ärzten als Gesellschafter sind, werden dadurch aber ausgebremst mit ihren Ideen, die Versorgung zu verbessern und gleichzeitig die Kosten zu senken.

Insofern kommt die Neuregelung für Netze über das GKV-Versorgungsstrukturgesetz gerade rechtzeitig. Sollte sich dann zeigen, dass die anerkannten Netze gute Arbeit leisten und Folgekosten wie Klinikeinweisungen verringern, dann sollten die Zusatzhonorare dafür nicht allein aus der gedeckelten Gesamtvergütung fließen - auf Kosten der Kollegen, die nicht in Netzen arbeiten.

Die KVen sollten allerdings dafür sorgen, dass Erfolge der Netze nicht nur den Kassen zugute kommen, auf Kosten der Ärzte außerhalb der Netze.

Lesen Sie dazu auch: Netzärzten winken Zusatzhonorare

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