ThuJA - ein Netz für junge Hausärzte in Thüringen

Bisher glich die Suche nach einer guten Weiterbildungsstelle einer Odyssee. Das soll sich mit ThuJA, dem Nachwuchs-Netz junger Hausärzte in Thüringen, ändern.

Von Robert Büssow Veröffentlicht:
Kontaktbörse, Lobbygruppe und soziales Netzwerk zugleich: Treffen der ThuJA-Mitglieder, der Plattform "Thüringer Junge Allgemeinmedizin".

Kontaktbörse, Lobbygruppe und soziales Netzwerk zugleich: Treffen der ThuJA-Mitglieder, der Plattform "Thüringer Junge Allgemeinmedizin".

© Büssow

JENA. Wer Hausarzt werden will, fühlt sich oft als Einzelkämpfer. Paul Thiel spricht sogar von "Isolation" während der Weiterbildung. Jeder kämpft für sich allein. So war es jedenfalls bisher.

Thiel gehört zu den Organisatoren von ThuJA, einer Plattform für die "Thüringer Junge Allgemeinmedizin". Angehende und junge Hausärzte schlossen sich im Sommer 2009 in Jena zusammen, um ihre Interessen zu vertreten. "Es geht vor allem um eine bessere Vernetzung während der Weiterbildung", erklärt Thiel, ärztlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeinmedizin der Uniklinik Jena.

Wie ist die Weiterbildung an den Kliniken strukturiert? Wo gibt es gute Weiterbildungsangebote und werden zusätzliche Kurse organisatorisch und finanziell unterstützt? Welche Praxis zahlt nach Tarif? "Diese Fragen beschäftigen viele ThuJA-Mitglieder", sagt Thiel.

Aufbau einer Bewertungsplattform

"Es ist beispielsweise zwar nicht schwierig, eine Praxis für die Weiterbildung zu finden. Aber ob sie auch gut ist, weiß man vorher nicht." Eines der Ziele von ThuJA ist deshalb der Aufbau einer Bewertungsplattform.

Noch ist ThuJA, die als Regionalgruppe der Jungen Allgemeinmedizin Deutschland (JADE) in Thüringen auftritt, relativ klein. Etwa 30 Mitglieder zählt Thiel zum harten Kern. Alle zwei bis drei Monate trifft man sich an verschiedenen Orten in Thüringen, um für viele erreichbar zu sein.

Juliane Beier ist das erste Mal dabei. In einer urigen Kneipe in der Jenaer Wagnergasse tauscht sie sich mit einem Dutzend junger Hausärzte aus. Die Assistenzärztin am Zentralklinikum Bad Berka will Hausärztin werden, gern auch in Thüringen, vielleicht sogar auf dem Land.

Der rote Teppich ist ihr in vielen Landkreisen angesichts drohender Unterversorgung gewiss. Doch wie das geht, wird im Studium nicht vermittelt. Im ThuJA-Netzwerk erhofft sie sich deshalb "Informationen auf dem kurzen Dienstweg", wie sie sagt.

Bei den Treffen von ThuJA wird unkompliziert Kontakt zwischen Ärzten in Weiterbildung und jungen niedergelassenen Ärzte geknüpft, die als Mentoren und Ratgeber weiterhelfen. Ehrensache für Ulf Zitterbart, der sich erst selbst vor sechs Jahren in der Nähe von Weimar niedergelassen hat und gern aus dem Nähkästchen plaudert.

"Man betreut als Hausarzt oft noch die gesamte Familie"

"Lohnt sich eine Praxis finanziell? Welche Förderung gibt es im ambulanten Bereich und wie schaffe ich den Übergang zur eigenen Praxis? Ich versuche zu vermitteln, dass es Spaß macht und die Patienten dankbar sind", sagt Zitterbart.

Doch daran zweifeln gar nicht so viele wie die Debatte über den Hausarztmangel suggeriert, ist Juliane Beier überzeugt. "Das Schöne ist, man betreut als Hausarzt oft noch die gesamte Familie. Der Umgang ist herzlicher."

Mit Geld lässt sich das Nachwuchsproblem nicht beheben, sind sich alle einig. Es ist eine Vielzahl von Stellschrauben. "Der Verdienst ist gut genug", sagt Enrico Dimitroff. Auch Modelle wie der "Hausarzt light" und eine gekappte Weiterbildung lehnen die Teilnehmer der Runde ab.

"Damit diskreditiert man die gesamte Ärzteschaft, gerade wo das Ansehen des Allgemeinmediziners wieder besser wird", sagt Konrad Schmidt, ebenfalls ärztlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeinmedizin.

Er versteht ThuJA deshalb auch als Lobbygruppe. "Es braucht eine gemeinsame Stimme junger Ärzte", sagt Schmidt. Sie wollen nicht nur Hoffnungsträger sein, sondern auch ein Wort darüber mitreden, wie der drohende Ärztemangel abgewendet werden kann.

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