Sachsen-Anhalts Ärzte wollen ans Kassen-Säckel

In Sachsen-Anhalt geht die Zahl der Einwohner zurück - aber die Arbeit der Ärzte nimmt zu. Grund ist die Überalterung der Bevölkerung und höhere Morbidität.

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Dr. Burkhard John, KV-Chef in Sachsen-Anhalt.

Dr. Burkhard John, KV-Chef in Sachsen-Anhalt.

© Zieler

MAGDEBURG (zie). Die Milliarden-Überschüsse der Krankenkassen müssen in die ambulante Versorgung fließen. Das hat die Vertreterversammlung der KV Sachsen-Anhalt in einer Resolution gefordert.

Die KV-Vertreter begründen dies mit überdurchschnittlich vielen altersbedingten chronischen Erkrankungen und der deutlichen Zunahme multimorbider Patienten, die dauerhaft krank seien. Darüber hinaus sei die Zahl der Ärzte rückläufig, insbesondere im hausärztlichen Bereich. Außerdem haben die Vertragsärzte ein überdurchschnittliches Alter.

Während seit 1998 die Gesamtzahl der gesetzlich Versicherten um über 400.000 zurückgegangen ist, stieg die der über 65-Jährigen um mehr als 115.000.

Zahl der Ärzte wird rückläufig sein

Allein bei den über 80-Jährigen weist die GKV-Statistik für Sachsen-Anhalt ein Plus von rund 50.000 Versicherten im Vergleich zu 1998 aus. "Der damit verbundene Mehraufwand an Zeit und Kraft spiegelt sich nicht im Honorar wider", so der KV-Vorsitzende Dr. Burkhard John.

Ein Blick auf die kommenden Jahre zeigt, dass sich der Bevölkerungsrückgang in der Altersgruppe der 20- bis 65-Jährigen fortsetzen und die Bevölkerungsdichte weiter sinken wird.

Auch die Zahl der Ärzte wird rückläufig sein. Dabei hat Sachsen-Anhalt nach Brandenburg schon heute die zweitniedrige Arztdichte in Deutschland. Mathias Tronnier, geschäftsführender Vorstand der KVSA: "Die Ärzte werden künftig noch mehr multimorbide Patienten zu behandeln haben."

Dabei liege das Honorar der Ärzte in Sachsen-Anhalt unter dem Bundesdurchschnitt. Bei einer Erhöhung der Gesamtvergütung von derzeit 325 Euro auf den Bundesdurchschnitt von 348 Euro würde die KVSA knapp 50 Millionen Euro mehr pro Jahr aus dem GKV-Topf bekommen.

Ein Plus von über 110 Millionen Euro wäre nach Ansicht der KV notwendig, wenn die Morbidität berücksichtigt würde.

Kassen sind dagegen

Die Krankenkassen des Landes lehnen die Forderung der jüngsten Vertreterversammlung strikt ab. "Es ist illusorisch, wenn die niedergelassene Ärzteschaft eine pauschale Milliardenforderung postuliert und diese auch noch an Politik und Krankenkassen verschickt."

Der Sprecher der vdek-Landesvertretung, Dr. Volker Schmeichel, verweist darauf, dass die Krankenkassen derzeit mehr als 800 Millionen Euro Honorar an eine zahlenmäßig sinkende Ärzteschaft im Land überweisen. Pro Arzt und Jahr seien das im Schnitt deutlich mehr als 220.000 Euro.

Nach Auffassung von Schmeichel verhindert die "mangelnde Solidarität der Ärzteschaft untereinander weitere außerordentliche Einkommenszuwächse".

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