KBV kritisiert Zwangsrabatt bei Honoraren

Abgestaffelte Honorare und höhere Betriebskosten setzen deutschen Ärzten heftig zu. Für KBV-Chef Köhler ein Unding: Jetzt will er den Kassen 3,5 Milliarden Euro zusätzlich aus den Rippen leiern.

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KBV-Chef Köhler: Nicht bei reinem Kostenausgleich haltmachen.

KBV-Chef Köhler: Nicht bei reinem Kostenausgleich haltmachen.

© Fredrik von Erichsen / dpa

BERLIN (af). Die Abstaffelung der Honorare bei Mengenüberschreitungen führt dazu, dass Vertragsärzte den gesetzlichen Krankenkassen einen "Zwangsrabatt" in Milliardenhöhe gewähren.

Das den Praxen nicht zur Verfügung stehende Geld und die steigenden Betriebskosten hätten einen deutlich sichtbaren Investitionsstau erzeugt, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler bei der Vorstellung eines Projektes des KBV-eigenen Forschungsinstituts am Freitag in Berlin.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen gingen daher mit Forderungen von mindestens 3,5 Milliarden Euro in die bevorstehenden Verhandlungen über die Weiterentwicklung der Vergütung im Jahr 2013, kündigte Köhler an.

Die Praxen benötigten als Ausgleich für die gestiegenen Betriebskosten eine Nachzahlung in Höhe von 900 Millionen Euro. Darüber hinaus bräuchten die Vertragsärzte reale Zuwächse bei den Praxisüberschüssen, um Spielraum für Investitionen zu gewinnen.

Hochgerechnet ständen in den Praxen Investitionen in Höhe von zwei Milliarden Euro aus, ergänzte Dr. Wolfgang Eckert, Vorsitzender der KV Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2008 hätten die Ärzte durchschnittlich nur noch 12.500 Euro in die Ausstattung ihrer Praxen investiert.

Fast zwei Milliarden mehr für höhere Morbidität gefordert

Köhler forderte, der Bewertungsausschuss solle nicht bei einem reinen Kostenausgleich haltmachen, sondern 2013 dafür weitere 780 Millionen Euro bereitstellen.

Aus der Veränderungsrate der Morbidität sollten sich für die Vertragsärzte Honorarzuwächse zusätzliche Honorare von mehr als 1,8 Milliarden Euro ergeben, sagte Köhler.

Nach den Begrenzungen in den vergangenen Jahren können die KVen die Vergütungen für das Jahr 2013 die Vergütungen der Vertragsärzte wieder aushandeln.

Gleichzeitig greift die mit dem Versorgungsstrukturgesetz wieder eingeführte Regionalisierung der Vergütung.

Für diese Verhandlungen steht nun Datenmaterial zur Verfügung. Das Praxis-Panel des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) hat dafür anonymisierte Steuerdaten der Jahre 2006 bis 2008 von rund 4600 Praxen in 29 Fachgruppen ausgewertet.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Mehr Anreize - mehr Investitionen

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