Hessens Hausärzte setzen auf mehr Vernetzung
Der Hausärzteverband will seine Mitglieder ermutigen, lokale Netze selbst zu initiieren. Partner könne eine Apotheke genauso sein wie Zahnärzte oder ein Sanitätshaus.
Veröffentlicht:NEU-ANSPACH. Der hessische Hausärzteverband hat sich vorgenommen, die Gründung von regionalen Netzen zu fördern. "Der Nachwuchs ist nicht mit Geld aufs Land zu locken", sagte Organisator Dr. Eckhard Starke vom Hausärzteverband bei der Auftaktveranstaltung in Neu-Anspach.
Es brauche vernetzte Strukturen, die von den Akteuren in den Regionen selbst organisiert werden. Der Abend sollte erste Impulse geben. Probleme, freie Praxissitze zu besetzen, gibt es in Hessen in ländlichen Regionen und entlang der Landesgrenzen zu Bayern und Baden-Württemberg.
"Warum soll sich ein junger Arzt in Hessen niederlassen, wenn er einige Kilometer weiter für die gleiche Leistung mehr Geld bekommt", sagte der Wirtschaftsberater Sigbert Lang-Buchalik aus Hanau.
"Alle, die in der Gesundheitsversorgung arbeiten, sitzen im selben Boot"
Erste Maßnahmen gegen den drohenden Ärztemangel zeigten bereits Erfolge: Beispielsweise die Entlastung der niedergelassenen Ärzte durch die Neuordnung des Bereitschaftsdienstes. "Junge Ärzte wollen heute Planungssicherheit und die Familie mit dem Beruf vereinbaren", so der Berater.
Attraktiver als Einzelpraxen seien für den Nachwuchs auch fachliche und räumliche Kooperationen wie etwa Berufsausübungsgemeinschaften oder Ärztehäuser.
Mediziner, die ihre Praxis umorganisieren wollen, müssten allerdings ihren Gesundheitsmarkt gut kennen, sagte Thomas Schlegel, Professor für Arzt- und Medizinrecht von der Hochschule Fresenius in Idstein: "Alle, die in der Gesundheitsversorgung arbeiten, sitzen im selben Boot."
Ein möglicher Kooperationspartner könne ein Apotheker sein, der Interesse daran habe, dass der Hausarzt seine Praxis weiter betreibt, denkbar sei auch die Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten, Zahnärzten, Haus- und Facharztkollegen oder einem Sanitätshaus.
Alleinstellungsmerkmale suchen - und herausstreichen
Sein Tipp: "Loten Sie die Möglichkeiten aus und suchen Sie Alleinstellungsmerkmale." Dies wirke sich auch positiv auf den Praxiswert aus. Und: "Suchen Sie starke Kollegen und warten Sie nicht auf Angebote anderer, sondern gestalten Sie selbst."
Eine Ärztin aus Neu-Anspach nahm seine Aufforderung wörtlich und tauschte mit Zuhörern Visitenkarten aus: "Ich mach da jetzt Nägel mit Köpfen."
Ein Angebot zur Zusammenarbeit machte auch Sabine Söngen vom Bundesverband privater Anbieter soziale Dienste (bpa) in Wiesbaden: Im Schwalm-Eder-Kreis sei ein Projekt geplant, bei dem es darum gehe, Hausärzte bei ihren Besuchen in Pflegeheimen zu unterstützen: "Wir haben gemeinsame Schnittstellen."