Psychotherapeuten hoffen auf GBA

Psychotherapeuten schlagen Alarm: Die Suizidrate bei alten Menschen liegt um ein Vielfaches höher als bei jungen - vor allem Männer sind gefährdet. Das Problem: Es gibt zu wenige Therapieplätze. Jetzt setzen die Therapeuten auf den Gemeinsamen Bundesausschuss.

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Neu, ohne Termin - Depression! Nach Angaben der Psychotherapeuten ein zunehmendes Problem.

Neu, ohne Termin - Depression! Nach Angaben der Psychotherapeuten ein zunehmendes Problem.

© Arno Burgi / dpa

BERLIN (sun). Etwa ein Viertel der älteren Menschen leidet unter psychischen Krankheitssymptomen. Die Suizidrate bei Männern ab 70 Jahren liegt deutlich höher als bei jüngeren Menschen - sie steigt sogar bis auf das Dreifache.

Jedoch erhalten nur sehr wenige ältere Menschen eine Psychotherapie. Diese Diskrepanz hat die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung (DPtV) jetzt scharf kritisiert.

"Es fehlt nach wie vor an Behandlungskapazitäten. Das zeigen auch die langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz", sagte Dieter Best, Bundesvorsitzender der DPtV, anlässlich des DPtV-Symposiums "Psychotherapie in einer älter werdenden Gesellschaft" am Donnerstag in Berlin.

Eine Studie aus dem vergangenen Jahr belegt, dass Patienten durchschnittlich mehr als zwei Monate auf ein Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten warten. Besonders im ländlichen Raum sei die Versorgung dramatisch schlecht, so Best.

Die Psychotherapeuten setzen jetzt auf die Reform der Bedarfsplanung: "Wir hoffen, dass dadurch mehr Therapieplätze geschaffen werden", so Best.

Kassen widersprechen

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte Ende des vergangenen Jahres ein Reformkonzept der Bedarfsplanung vorlegt. Das wird jetzt im Gemeinsamen Bundesausschuss beraten.

Die Vorschläge der KBV laufen darauf hinaus, dass der Versorgungsbedarf deutlich steigt und zusätzliche Sitze für 12.000 bis 20.000 Ärzte und Therapeuten geschaffen werden könnten.

Neue Sitze für die Psychotherapeuten müssten jedoch zusätzlich finanziert werden, forderte die DPtV.

Keinesfalls dürften die Mittel dafür aus der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung kommen - dies würde zu "Verteilungskämpfen" führen und den notwendigen Ausbau der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung blockieren.

Aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes gibt es in Deutschland jedoch nicht zu wenige Psychotherapeuten. Psychische Erkrankungen würden heute nur öfter als solche wahrgenommen und diagnostiziert, sagte eine Verbandssprecherin der "Ärzte Zeitung".

Bei der Versorgung von älteren Menschen käme es darauf an, erste Anzeichen einer psychischen Erkrankung rechtzeitig zu erkennen.

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