Praxis und Klinik: Schwieriges Puzzle

Die Gesundheitsweisen fordern mehr Wettbewerb um Qualität und ein besseres Miteinander der Ärzte. Die Akteure reagieren erstaunt - und warten ab.

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Wie passen beide am besten zusammen? Die Sektoren in neuem Licht.

Wie passen beide am besten zusammen? Die Sektoren in neuem Licht.

© Yurok Aleksandrovich / fotolia.com

BERLIN (af/sun). Die Trennung zwischen ambulantem und stationärem Sektor soll langfristig fallen. Das ist die Vision der Sachverständigen im Gesundheitswesen.

In ihrem aktuellen Gutachten "Wettbewerb an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Gesundheitsversorgung" schlagen die Gesundheitsweisen einen echten Qualitätswettbewerb vor.

Die Felder, auf denen der ausgetragen werden könne, reichten vom Entlassmanagement der Krankenhäuser über die Wiederbelebung der innovativen Versorgungsformen (Integrierte Versorgung" bis zur ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung.

Noch brüten die Spitzen von Kassenärztlicher Vereinigung und Deutscher Krankenhausgesellschaft sowie des Spitzenverbands der Krankenkassen über dem 431 Seiten dicken Wälzer. Ausführliche Stellungnahmen werden erst vorbereitet.

Gesundheitsminister Daniel Bahr enthielt sich bei der Übergabe des Gutachtens einer inhaltlichen Wertung der Vorschläge. In einem Punkt gab er den Sachverständigen Recht.

Die starren Grenzen zwischen ambulantem und stationärem Bereich hätten historische Gründe, betonte Bahr. Sie seien aber nicht begründet im Hinblick auf die bestmögliche Versorgung.

Wettbewerb im Notfall?

Mehr Wettbewerb um Qualität in der Versorgung könne nicht schaden, meldeten sich Vertreter des AOK-Bundesverbands und des Kassen-Spitzenverbandes zu Wort.

"Um einen solchen Wettbewerb realisieren zu können, sind Direktverträge zwischen Kassen und Krankenhäusern bei planbaren Leistungen, wie beispielsweise dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks, ganz sicher ein wichtiger Baustein", sagte GKV-Sprecher Florian Lanz der "Ärzte Zeitung".

Die Gutachter kritisieren allerdings genau diese Verträge und plädieren für sektoren- und indikationenübergreifende Verträge, in die auch die strukturierten Behandlungsprogramme einbezogen werden sollten.

"Mit Erstaunen" nehme die Deutsche Krankenhausgesellschaft zur Kenntnis, dass Wettbewerb einziehen solle, sagte DKG-Sprecher Moritz Quiske der "Ärzte Zeitung".

In den Kliniken frage man sich allerdings verblüfft, wie zum Beispiel die zwölf Millionen Notfallpatienten im Jahr in einen Wettbewerb gezwängt werden sollen.

Ein Entlassmanagement in den ambulanten Sektor hinein gebe es längst, sagte Quiske. Bremser seien dabei die Kassen, die oft außerstande seien, die Behandlungen in den Sektorenübergängen zu finanzieren.

"Eine große Leistung", lobte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Professor Karl Lauterbach das Gutachten der Sachverständigen.

Es komme allerdings zu einem ungünstigen Zeitpunkt. "Der Minister kann nicht mehr viel machen", sagte Lauterbach mit Blick auf von ihm ausgemachte Konflikte in der Koalition und die Wahlen im nächsten Jahr.

Inhaltlich teile er die Auffassung der Gutachter nicht in allen Punkten. Ein Qualitätswettbewerb sei notwendig. Die von den Gutachtern unterstützten Gesetzespläne, das Kartellrecht auf die Krankenkassen anzuwenden, sehe er kritisch.

Lesen Sie dazu auch: Spahn widerspricht Sachverständigen Der Standpunkt: Auf die Ärzte kommt etwas zu

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