Ein Wochenende für angehende Hausärzte

Das Image der Allgemeinmedizin an den Unis ist nicht das beste. Für Studenten hat die DEGAM deswegen eine Nachwuchsakademie gegründet. Zwölf angehende Mediziner trafen sich jetzt zum ersten Klausurwochenende.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
Die Teilnehmer der Nachwuchsakademie der DEGAM trafen sich in Frankfurt zu einem Klausurwochenende.

Die Teilnehmer der Nachwuchsakademie der DEGAM trafen sich in Frankfurt zu einem Klausurwochenende.

© DEGAM

FRANKFURT/MAIN. Um Medizinstudenten möglichst früh für die Allgemeinmedizin zu begeistern, hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) eine Nachwuchsakademie gegründet.

Zwölf Studierende - neun Frauen, drei Männer - aus ganz Deutschland wurden im Frühjahr für das dreijährige Förderprogramm ausgewählt. In Frankfurt am Main trafen sie sich zu einem ersten Klausurwochenende.

Max Fabian Fleck (22) studiert im sechsten Semester Medizin in Freiburg. Eigentlich, so erzählt er, wollte er Neurologe werden. Doch schließlich packte ihn die Allgemeinmedizin.

Einen großen Anteil daran hatte ein befreundeter Hausarzt, gibt der Student zu. Im Studium selbst kommen die Einblicke in den Praxisalltag für ihn zu kurz.

Er hat sich für die Nachwuchsakademie beworben, weil er sich davon neuen Input erhofft und er Kontakte knüpfen möchte.

Ähnlich geht es auch der gelernten Krankenschwester Sandra Lange (26) aus Dresden. Sie nutzt das Förderprogramm als Info- und Kommunikationsbörse und als Möglichkeit, um sich auf das Berufsleben vorzubereiten.

Das Studium der Allgemeinmedizin hat an deutschen Universitäten nicht das beste Image. Viele der Studierenden fühlen sich isoliert, nicht ernst genommen und mit Vorurteilen konfrontiert.

"Hier in der Gruppe merken sie, dass sie alle mit den gleichen Problemen kämpfen", sagt Professor Jean-François Chenot vom DEGAM-Präsidium.

Zum Förderprogramm gehören die kostenlose Teilnahme an den DEGAM-Kongressen und an der Summerschool für Allgemeinmedizin, die wissenschaftliche Fortbildung und die Unterstützung bei Studium, Promotion und Berufsplanung - etwa durch ein Mentoring durch Allgemeinmediziner.

Famulaturbörse ist geplant

"Wir sind dafür noch auf der Suche nach erfahrenen Ärzten", sagt Chenot. Geplant ist auch eine Famulaturbörse. Finanziert werden die Angebote aus den Mitgliederbeiträgen.

Unterstützt wird die DEGAM dabei von der Gesellschaft der Hochschullehrer für Allgemeinmedizin und dem Deutschen Hausärzteverband.

Um das Fach Allgemeinmedizin an den Unis zu stärken, braucht es einen eigenen Lehrstuhl, da sind sich die Studierenden einig. Und es braucht qualifizierte Lehrpraxen, in denen die angehenden Mediziner erste Erfahrungen machen können.

"Vielen meiner Studienkollegen ist die Vielseitigkeit der Allgemeinmedizin gar nicht bewusst", sagt Irene Eckert, sie studiert an der Ludwig-Maximilian-Universität in München.

In ihrem Vortrag "Wenn ich Gesundheitsministerin wäre" nennt sie als eine der dringlichsten Aufgaben die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, etwa durch ausreichende Betreuungsangebote.

Rebekka Deißer von der Uni Greifswald findet, dass die Kompetenz in Praxisführung und Verwaltung im Studium viel zu kurz kommt. Dem stimmt Catharina Escales, die in Hamburg studiert, zu.

"Das scheut viele, die eine eigene Praxis eröffnen wollen", ergänzt sie. Wenn Katharina Domieden morgen Gesundheitsministerin wäre, würde sie die Idee der Verbundweiterbildung verpflichtend einführen.

"Das gibt uns mehr Planungssicherheit", sagt die Studentin. Die Bürokratie würde hingegen der Freiburger Max Fabian Fleck als erstes angehen.

"Ich könnte mir die Subvention einer zusätzlichen Bürokraft vorstellen", sagt er in seinem Kurz-Vortrag. "So hätten Ärzte wieder mehr Zeit für ihre Patienten."

Angebote sind nicht ausreichend bekannt

Unter den Zuhörern ist auch der DEGAM-Geschäftsführer Edmund Fröhlich. "Wir stellen immer wieder fest, dass unsere Angebote an den Unis nicht so bekannt sind, wie wir es gerne hätten", sagt er.

Auch von dem Förderprogramm haben manche Medizinstudenten nur durch Zufall erfahren. Nach den Vorträgen zum Gesundheitssystem stehen für die Klausur-Teilnehmer Übungen zum Arzt-Patienten-Gespräch auf dem Programm.

Am nächsten Tag wird der "Karriereweg Allgemeinmedizin" besprochen und die Teilnehmer können ihre Wünsche für das nächste Treffen äußern.

Das ist im Herbst auf dem Jahreskongress der DEGAM in Rostock. Dort geht es dann um die Zukunft der hausärztlichen Versorgung auf dem Land.

Infos: www.degam.de

Mehr zum Thema

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert