Note 3 minus für Berufsverbände

Funktionäre im Elfenbeinturm? Mit der Arbeit ihrer Berufsverbände sind niedergelassene Ärzte nur mittelmäßig zufrieden. Das zeigt eine Umfrage. Viele Ärzte an der Basis fühlen sich weit weg von der Führungsspitze.

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Die Berufsverbände auf dem Prüfstand der Ärzte: Daumen hoch, wenn es um die Vertretung der berufspolitischen Interessen geht - Daumen runter beim Mitgliederservice. fovito/fotolia.com

KÖLN (iss). Ärzteverbände könnten deutlich mehr tun, um stärkeren Rückhalt bei ihren Mitgliedern zu bekommen.

Die Ärzte sind in der Regel zwar zufrieden mit dem berufs- und gesundheitspolitischen Engagement der Verbände. Wenn es um konkrete Service- und Unterstützungsleistungen geht, sehen sie aber noch viel Verbesserungspotenzial.

Das zeigt eine Untersuchung des Düsseldorfer Instituts für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung (IFABS). Das Institut hatte 360 zufällig ausgewählte niedergelassene Ärzte befragt, die Mitglied in einem Verband sind.

49 Prozent würden Interessenvertretung weiterempfehlen

Einbezogen waren sowohl berufs- als auch freie Verbände. Urteile über die Pflichtkörperschaften Kammer und KV wurden nicht abgefragt.

Die Befragung umfasste eine breite Palette von Verbänden, sagt IFABS-Leiter Klaus-Dieter Thill. Dabei spielte keine Rolle, wie die einzelnen Berufs- und freien Verbände bei den Ärzten jeweils wegkommen.

"Es ging uns nicht darum, ein Ranking aufzustellen", sagt er. Dazu sei die Untersuchungsbasis auch zu klein.

Wenn es um die generelle Zufriedenheit geht, schneiden die Verbände in den Augen der niedergelassenen Ärzte eher mittelmäßig ab. 52,5 Prozent gaben der Verbandsarbeit die Schulnoten "befriedigend" oder "ausreichend". Eine sehr gute oder gute Note vergaben 37,7 Prozent.

Mit "mangelhaft" oder "ungenügend" bewerteten 10,9 Prozent die Arbeit. Die Bereitschaft der Ärzte, die Interessenvertretung weiterzuempfehlen, betrug 49,3 Prozent.

Am besten schnitten die Verbände ab, wenn es um die Vertretung der berufspolitischen Interessen geht. Auf einer Skala von minus zwei "absolut unzufrieden" bis plus zwei "absolut zufrieden" erhielt das Merkmal "Durchsetzungskraft der Verbandsinteressen" mit plus 0,9 die beste Bewertung.

Gefolgt von "Präsenz im gesundheitspolitischen Tagesgeschäft" (plus 0,8) und "Setzen von Akzenten in der gesundheitspolitischen Diskussion" (plus 0,7).

Fehlt der Spitze der Kontakt zur Basis?

Deutlich negativer fiel die Bewertung aus, wenn es um die Mitgliederorientierung und Serviceangebote ging. Die mit minus 0,6 schlechtesten Noten verteilten die Ärzte für "Regelmäßigkeit der Mitgliederinformation" und "Service bei Praxisgründung, -übernahme und -abgabe".

Die Bereiche "Service/Abrechnung", "Qualität der Kommunikation zwischen Verbandsleitung und Mitgliedern" sowie "Schnelligkeit der Mitgliederinformation" schnitten mit minus 0,5 kaum besser ab.

"Meiner Meinung nach fragen die Verbände zu wenig nach, was für die Mitglieder wichtig ist", sagt Thill.

 Ein Grund dafür sei, dass oft der direkte Kontakt der Spitze zur Basis fehlt - eine jährliche Mitgliederversammlung reiche dafür nicht aus. Regionalkonferenzen können nach seiner Erfahrung nach die Distanz abbauen.

Die Befragung zeige, dass der gesundheits- und gesellschaftspolitische Einsatz der Verbände auch in den Augen der Ärzte wichtig sei. "Er sollte aber durch mitgliedernahe Angebote ergänzt werden", sagt Thill.

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