Neue Ärzte für Sachsen

Österreich gehen die Ärzte aus

Seit fünf Jahren wirbt die Sächsische Landesärztekammer in Österreich um junge Ärzte. Doch inzwischen mangelt es auch in der Alpenrepublik an Nachwuchsmedizinern.

Von Thomas Trappe Veröffentlicht:
Österreichischer Kammer-Vize Mayer: "Wir müssen bei der Zusammenarbeit mit Sachsen runter von der Einbahnstraße."

Österreichischer Kammer-Vize Mayer: "Wir müssen bei der Zusammenarbeit mit Sachsen runter von der Einbahnstraße."

© Österreichische Ärztekammer

DRESDEN/WIEN. Die Kooperation zwischen sächsischer und österreichischer Ärztekammer soll ausgeweitet werden - und weniger einseitig verlaufen.

Seit fünf Jahren kooperieren beide Kammern, vor allem mit dem Ziel, den Ärztemangel in Sachsen zu bekämpfen.

Zum Jubiläum der Vereinbarung erklärte der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, Dr. Harald Mayer, der "Ärzte Zeitung", dass diese Zielstellung überdacht werden sollte.

"Es gibt inzwischen auch einen Ärztemangel in Österreich", sagte er. "Deshalb müssen wir bei der Zusammenarbeit runter von der Einbahnstraße." Es gehe darum, künftig auch sächsische Ärzte für eine Tätigkeit in Österreich zu gewinnen.

Die Kooperation zwischen dem vom demografischen Wandel besonders betroffenen Sachsen und Österreich stand im Mittelpunkt einer Festveranstaltung, die jetzt von der Landesärztekammer des Freistaats organisiert wurde.

Kern der Vereinbarung, die durch regelmäßige Treffen intensiviert wird, ist eine Entsendung österreichischer Ärzte in der Phase der Facharztausbildung nach Sachsen.

Professor Jan Schulze, Präsident der Kammer im Freistaat, fasste dies im vergangenen Jahr als "Win-Win-Situation" zusammen: "Junge Ärzte aus Österreich absolvieren ihre Facharztweiterbildung in Sachsen, helfen so in der Patientenversorgung und gehen dann in ihre Heimat zurück."

Knapp 90 österreichische Ärzte waren in den vergangenen Jahren in Sachsen in der Weiterbildung, viele bleiben auch danach.

Gesundheitsministerin Clauß: "Ich wünsche mir einen intensiven Austausch über die Sicherstellung der Versorgung."

Gesundheitsministerin Clauß: "Ich wünsche mir einen intensiven Austausch über die Sicherstellung der Versorgung."

© Gesundheitsministerium Sachsen

Doch von einer Win-Win-Situation sei nicht mehr zu sprechen, wie Kammervize Mayer betont. Zwar habe es vor fünf Jahren in Österreich noch massive Probleme gegeben, eine Facharztausbildungsstelle zu bekommen.

Inzwischen habe sich die Situation aber massiv geändert, so Mayer. "Wir haben damals teilweise noch Wartezeiten von drei Jahren gehabt", - Ärzte, die sich im Ausland ausbilden ließen, waren da gerne gesehen.

"Inzwischen reißen sich die meisten Kliniken um Nachwuchs." Gründe sind laut der Kammer unterdurchschnittliche Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in Österreich und finanzielle Aspekte.

Mayer will diesen Mangel allerdings nicht bekämpfen, indem er Ärzte aus Sachsen zurücklockt. "Es geht um einen sinnvollen Austausch." So gebe es zum Beispiel in Österreich zu wenig Kinder- und Jugendpsychiater - diese Lücke könnte durch Mediziner mit Facharztausbildung aus Sachsen verringert werden.

Dass der Zustrom von Österreichern nach Sachsen verhindert werden kann, daran glaubt Mayer sowieso nicht. "Solange Sachsen bessere Bedingungen und mehr Geld bietet, werden auch Mediziner dorthin gehen."

Der Kammer-Vize sieht sein Land gegenüber Sachsen im Hintertreffen. "Ich bewundere, wie pragmatisch Politik und Kammer in Sachsen das Problem angehen. In Österreich sehe ich da vor allem Ignoranz."

Ein Lob, das Sachsens Gesundheitsministerin Christine Clauß (CDU) sicher gerne hört. Sie will ebenfalls die "Zusammenarbeit ausweiten" und wünscht sich "einen intensiven fachlichen Austausch über Strategien zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum."

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