Honorar in Sachsen

KV macht Kassen Druck

Die morbiditätsbedingte Gesamtvergütung soll in Sachsen um acht Prozent steigen. Das ist das Mindestziel der KV. Doch die Kassen schalten bisher auf stur.

Von Thomas Trappe Veröffentlicht:
KV-Chef Heckemann - will auf das "Nullangebot" der Kassen reagieren.

KV-Chef Heckemann - will auf das "Nullangebot" der Kassen reagieren.

© KV Sachsen

DRESDEN. Die KV Sachsen will die Krankenkassen dazu zwingen, die morbiditätsbedingte Gesamtvergütung zu erhöhen.

Dafür hat sie bei der Vertreterversammlung beschlossen, notfalls einen massiven Vertrauensverlust bei Patienten und Kassenärzten hinzunehmen.

Stein des Anstoßes ist die Berechnung des Regelleistungsvolumens (RLV): Dieses soll 2013 nicht auf Grundlage des jeweiligen Quartals des Vorjahres, sondern auf denen von 2011 berechnet werden.

Dadurch würde zwar der durchschnittliche RLV-Wert steigen, die Fallzahlen aber sinken - und somit würden weniger Patienten behandelt.

Dr. Klaus Heckemann, Vorstandsvorsitzender der KV Sachsen, ist sich der Brisanz der Ankündigung bewusst: "Inzwischen sehen wir aber keine andere Möglichkeit mehr, die Kassen zu einem Einlenken zu bewegen."

Vor wenigen Wochen sind die Verhandlungen zwischen KV und sächsischen Kassen zur morbiditätsbedingten Gesamtvergütung gescheitert.

Die KV plädierte dafür, die Vergütung ambulanter Leistungen massiv anzuheben, da es in Sachsen eine erhöhte Morbidität gebe - die Kassen hingegen hatten selbst einen Anstieg auf den bundesweiten Durchschnitt verweigert. Jetzt muss ein Schiedsgericht entscheiden.

Die KV verabschiedete jetzt zwar zunächst einen Honorarverteilungsmaßstab (HVM), der die Vorjahreszahlen als Maßstab nimmt. Sollten die Kassen im Schiedsverfahren aber nicht auf die KV zukommen, werde es im Februar eine weitere Vertreterversammlung geben, bei der ein angepasster HVM beschlossen werde.

Heckemann will so auf die Kassenpolitik und deren "Nullangebot" reagieren. So hätten die Kassen in keiner Weise honoriert, dass die Fallzahlen im vergangenen Jahr um zwei Prozent gestiegen seien. Mit der Folge, dass der Fallwert sinkt.

Ultimatium bis Weihnachten

"Damit wird uns Ärzten signalisiert, dass mehr Arbeit nicht nur nicht honoriert wird, sondern am Ende sogar weniger Geld pro behandelten Patienten bedeutet."

Für die KV liege also der Schluss nahe, die Fallzahlen niedriger anzusetzen, um so Verluste pro behandelten Patienten zu vermeiden.

Heckemann geht davon aus, dass ein solcher Schritt einen "massiven Vertrauensverlust" bei den Kassenärzten auslösen wird. "Wir sind uns dessen vollkommen bewusst."

Ärzte spürten, dass Mehrarbeit nicht honoriert werde. Rund zwei Prozent weniger Behandlungsfälle würden mit dem vorgesehenen HVM honoriert; in den Folgejahren würde sich der Rückstand immer weiter erhöhen.

"Wir wollen das nicht. Aber wenn die Kassen sich nicht bewegen, muss ihnen bewusst sein, was die Folgen sind", so Heckemann zur "Ärzte Zeitung".

Ursprünglich wollte Heckemann einen entsprechenden HVM bereits in der Vertreterversammlung beschließen lassen.

Der Vorschlag erhielt zwar weitgehend Unterstützung, aber auch massive Sorgen vor dem Verlust des Patientenvertrauens wurden geäußert.

Dr. Stefan Windau, Vorsitzender der Vertreterversammlung, schlug schließlich den Kompromiss vor, den Kassen noch eine Bedenkzeit zu geben. Bis Weihnachten, so Heckemann auf Nachfrage, hätten die Kassen noch Zeit, ein Angebot zu machen.

Ein Anstieg der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung um acht Prozent sei das Mindestziel.

Sollte dieses Angebot nicht kommen, machte eine Ärztin deutlich, dass einige Patienten dann nicht mehr versorgt werden könnten: "Es muss für alle Kollegen das Signal sein, dass die Praxistüren geschlossen werden, wenn die Fallzahlen ausgeschöpft sind."

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